Promotionsstellen

Ausschreibung Doktorandenstellen

Weltweit sind aktuell 10% der Menschen an der Niere erkrankt und die Tendenz nimmt weiter zu. In 80 % der Fälle ist eine bestimmte, postmitotische Zelle geschädigt, der Podozyt, der wesentlich für die intakte Filtrationsbarriere in der Niere verantwortlich ist. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Oftmals sind allerdings Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus Auslöser dafür. Die Forschungsgruppe um Frau Prof. Dr. Nicole Endlich am Insitut für Anatomie und Zellbiologie forscht dazu, um die Mechanismen der Schädigung, die Behandlungsmöglichkeiten durch neu identifizierte Medikamente und das Auffinden von Biomarkern für eine personaliserte Medizin und Behandlung zu ermöglichen.

Im Rahmen dieser Forschungstätigkeiten sind in der Arbeitsgruppe von Frau Prof. Dr. Nicole Endlich folgende Themen für Doktorarbeiten zu vergeben:

Einfluss von mechanischer Dehnung auf Podozyten als Modell für Bluthochdruck

Abb. 1: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von isolierten Glomeruli. Die interdigitierenden Podozytenfußfortsätze sind in orange eingefärbt. Bei Patienten bspw. mit glomerulärer Hypertension kommt es zum Abflachen, dem sogenannten „Effacement“ dieser Fußfortsätze (rechtes Bild).

 

Podozyten sind in vivo mechanischen Kräften ausgesetzt. Eine Erhöhung dieser mechanischen Kräfte, wie z.B. beim Krankheitsbild der glomerulären Hypertension, führt zur Schädigung und zum Verlust von Podozyten (siehe Abbildung).

Personalisierte Nephrologie unter dem Einfluss von SARS-CoV-2 Infektionen

Abb. 2: Darstellung von RNAs TCF21 (Podozytenmarker), SARS-CoV2 (virale RNA) und ACE2 (zellulärer Eintrittsrezeptor für SARS-CoV2) gemeinsam mit Podocin (NPHS2, Teil der Schlitzmembran und einem Marker für Zellkerne (DAPI). Der Pfeil zeigt auf einen mit SARS-CoV2 infiziertem Podozyten. Abbildung aus Siegerist et al., Journal of Cellular and Molecular Medicine (2022). Skalierung: 25 µm unten rechts, 5 µm oben rechts.

Nach ersten Erkenntnissen führt auch das Corona-Virus zu schweren Schäden an der Niere, bis hin zum Organversagen. Wir konnten bereits feststellen, dass SARS-CoV2 die Niere direkt infiziert und auch schädigt (Abb. 1).

Mit Hilfe dieser Studie sollen von uns entwickelte neuartige histologische, molekulare Verfahren und KI-basierte Analysen zum Einsatz kommen um zu untersuchen inwieweit das Virus die Niere schädigt und mit welchen klinischen Daten das Ausmaß der Schädigung korreliert. Durch die Entwicklung und Anwendung dieser Methoden soll die Diagnostik verbessert werden.

Differenzierung von iPS-Zellen nierenkranker Patienten zu Podozyten

Urin ist eine neuartige, nicht-invasive Quelle für Zellen, die zu iPS-Zellen umprogrammiert werden können. In diesem Projekt werden kultivierte Urinzellen von chronisch nierenkranken und gesunden Personen zu iPS-Zellinien reprogrammiert. Diese sollen wiederum zu Podozyten differenziert werden, welche für die Erforschung von Nierenerkrankungen und für individualisierten Medikamenten-Screenings genutzt werden sollen.

Abb. 3: Workflow der Isolierung von Zellen aus dem Urin von gesunden und nierenkranken Probanden und Reprogrammierung dieser Zellen zu induzierten, pluripotenten Stammzellen (iPSCs).

Multiplex Immunfluoreszenzfärbungen zur Tiefenanalyse von Nierenschnitten

Abb. 4: Die Darstellung von sieben verschiedenen Proteinen auf demselben Glomerulus innerhalb eines intakten Nierenschnittes mittels sequentieller Immunfluoreszenz. Anhand dieser Bilder leiten wir mittels Methoden aus dem Spektrum der künstlichen Intelligenz nun Expressionsmuster ab, die Aufschlüsse über den Verlauf einer Nierenerkrankung ermöglichen können.

Komplexe Proteinnetzwerke sind die Basis von allen zellulären Prozessen. In den meisten Fällen lassen sich Erkrankungen nicht auf die Fehlregulation eines einzelnen Proteins zurückführen, sondern sind die Folge einer komplexen Dysregulation. Dennoch konnte man bisher auf histologischen Schnitten nur eine kleine Anzahl (<4) von Proteinen zeitgleich untersuchen. Wir haben eine Methode etabliert, mittels derer wir eine große Anzahl von Proteinen (>20) auf Schnitten räumlich präzise untersuchen können. Hier haben wir nun die Chance auch komplexe Regulationsmechanismen auf Nierenschnitten zu erforschen.

Superresolution Mikroskopie (STORM) zur hochauflösenden Darstellung und Analyse von Fokalkontakten

Abb. 5: Darstellung der Verteilung von Laminin in der glomerulären Basalmembran innerhalb einer glomerulären Kapillare. Im Vergleich zur Standardauflösung der Fluoreszenzmikroskopie (grau) gelingt die Darstellung mittels Einzelmolekülmikroskopie (dSTORM, lila) um ein Vielfaches präziser.

Podozyten sind mittels Fokalkontakten mit der Extrazellularmatrix verankert. Änderungen der Zusammensetzung von Fokalkontakten können die Fähigkeit der Podozyten sich auf der Basalmembran zu verankern negativ beeinflussen. Mittels höchstauflösender Einzelmolekülmikroskopie werden wir die genaue Zusammensetzung von Fokalkontakten in Podozyten aus verschiedenen Krankheitsmodellen analysieren. Neue Befunde zur Zusammensetzung von Fokalkontakten könnten eine zielgerichtete Therapie von Podozytopathien ermöglichen.

Untersuchung der Rolle von Tight Junctions in der Pathogenese proteinurischer Nierenerkrankungen

Zell-Zellkontakte von Podozyten sind für die Aufrechterhaltung der Filtrationsbarriere der Niere essentiell. Änderungen im Aufbau dieses hochspezialisierten Zell-Zellkontaktes führen zum Verlust der selektiven Permeabilität des Nierenfilters. Weiterhin ändert sich während der Krankheitsentwicklung von Nierenerkrankungen die Zusammensetzung dieses Zell-Zellkontakten. Wir untersuchen inwieweit sich Tight-Junction Proteine nutzen lassen um eine Progression von Nierenerkrankungen vorherzusagen und ob Muster in der Verteilung dieser Proteine eine Krankheitsklassifizierung erlauben.

Identifizierung von neuen Biomarkern zur Prognose von Nierenerkrankungen

Biomarker spielen eine wichtige Rolle zur Früherkennung von Nierenerkrankungen und tragen außerdem zur Krankheitsprognose bei. Biomarker können in einer Vielzahl von Probenmaterial identifiziert werden. Exosomen aus Urinproben stellen eine neuartige, nicht-invasive Quelle für Biomarker dar. Exosomen enthalten spezifische Moleküle wie z.B. miRNAs, die der Zell-Zell-Kommunikation dienen und als potentielle Biomarker fungieren können. In diesem Projekt sollen Unterschiedliche Expressionsmuster von exosomalen miRNAs aus Urinproben von chronisch- nierenkranken mit gesunden Probanden verglichen werden, um spezifische miRNAs als potentielle Biomarker zu identifizieren.

Abb. 6: Schematische Darstellung eines Exosoms und dessen enthaltenen Biomolekülen. Zusätzlich ist ein transmissionselektronenmikroskopisches Bild von Exosomen isoliert aus Urinproben dargestellt.

Validierung von identifizierten Kandidaten zur Behandlung von Nierenerkrankungen im Zebrafischnierenmodell

Abb. 7: Podozyten in vivo

Die Zebrafischlarve ist ein beliebter Modellorganismus, der sich schnell entwickelt und vergleichsweise einfach genetisch modifiziert werden kann. Nach bereits 4 Tagen besitzt die Zebrafischlarve eine Vorniere mit erstaunlicher Homologie zum Säugetier. Wir haben in unserem Labor eine Methode etabliert mittels derer wir potentiell protektive Medikamente für glomeruläre Erkrankungen identifizieren können. Diese Medikamente werden anhand in vivo Mikroskopie und modernster Methoden validiert.

Zebrafisch als Modell für die Wechselwirkung von Niere mit Gehirn

Von Patienten weiß man, dass Nierenerkrankungen einen entscheidenden Einfluss auf kognitive Fähigkeiten ausüben. Man geht davon aus, dass sich die Proteinzusammensatzung des Gehirns bei Nierenerkrankungen stark verändert. Dieses Projekt wird in einer deutsch-italienische Zusammenarbeit angeboten, mit der Möglichkeit eines Austauschs nach Italien. Das Tiermodell ist dabei die Zebrafischlarve.

Einfluss des Transkriptionsfaktors DACH1 auf die Funktion der Niere

Abbildung 8: Eine Überexpression von Dach1 (in grün) in parietalen Epithelzellen führt zur Hochregulation des podozyten-spezifischen Proteins Synaptopodin (in rot). Zellkerne mittels DAPI blau gefärbt. Abbildung aus Endlich et al., Journal of Cellular and Molecular Medicine (2018).

Auf der Suche nach essentiellen Signalwegen in Nierenerkrankungen, die für eine Therapie genutzt werden könnten, ist das Projekt mit dem Transkriptionsfaktor Dach1 als Doktorarbeit zu vergeben. Hier soll mit spezifischen Substanzen die Expression von Dach1 induziert werden, um Nierenerkrankungen abzumildern oder zu heilen.

Abb. 9: Patienten mit diabetischer Nephropahtie (DN) zeigen eine reduzierte Expression von Dach1 (in rot) in den Podozyten. Als Podozytenmarker ist Synaptopodin in grün gefärbt. Zellkerne mittels DAPI blau gefärbt. Abbildung aus Endlich et al., Journal of Cellular and Molecular Medicine (2018).

Einfluss von Metaboliten auf die Nierengesundheit

Abb. 10: Zebrafisch-Larve

Wie man aus Studien weiß, spielen Stoffwechselprodukte im Körper, sogenannt Metabolite, eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Nierenerkrankungen. So konnten bereits eine Anzahl von wichtigen Metaboliten identifiziert werden, die Auslöser für schwere Nierenerkrankungen sind. Weitere Kandidaten sollen im Zebrafishmodell genauer untersucht werden. 

Ihr habt Lust auf Forschung, seid zielstrebig, gewissenhaft und teamfähig, dann habt ihr die Chance in unserem forschungsbegeisterten Team für ein Jahr mitzuwirken und eure Doktorarbeit innerhalb dieser Zeit fertigzustellen.

Wir sind ein super Team, das gemeinsam nach den Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Nierenerkrankungen sucht. Wir translatieren unsere Ergebnisse maximal in die Anwendung. Ihr bekommt eine exzellente Einarbeitung in modernste Techniken, die stets weiterentwickelt werden, habt die Möglichkeit an Fachkongressen teilzunehmen und euch durch aktuelle Literatur in Journal Clubs fortzubilden.

 

Mit einem Antrag im Rahmen des Gerhard Domagk Nachwuchsförderprogramms kann die Durchführung der Doktorarbeit ermöglicht werden [Gerhard Domagk-Stipendien: Universitätsmedizin Greifswald (uni-greifswald.de)].

Es besteht jedoch auch ohne das Stipendium die Möglichkeit der finanziellen Unterstützung.

 

Bewerbungen mit einem aussagekräftigen Lebenslauf schickt ihr an:

Institut für Anatomie und Zellbiologie

Frau Prof. Dr. Nicole Endlich

Friedrich-Loeffler-Str. 23c

17489 Greifswald

 

nicole.endlich@uni-greifswald.de