Welche Probleme sind zu erwarten?

Nicht bestandenes Screening

Ein schwieriges Thema ist die Beunruhigung der Eltern bei testauffälligen Kindern. Im Mittelpunkt steht die Beantwortung der Frage, ob das Kind wirklich schwerhörig ist und in welchem Grade. Aus der Spezifität der Untersuchung von 90 bis 95 % und der Inzidenz von 0,2% ergibt sich, dass bei 1000 untersuchten Kindern 100 auffällig und 2 tatsächlich schwerhörig sein können. Die Eltern sollten also wissen, dass rechnerisch die Nachuntersuchung zu 98% die Feststellung eines Normalgehörs ergeben wird.

Eine Testauffälligkeit sollte in jedem Falle positiv gesehen werden, denn sowohl der Ausschluss einer Schwerhörigkeit als auch das frühe Erkennen der Schwerhörigkeit und die unmittelbare Behandlung geben den Säuglingen eine optimale Entwicklungschance.

Nicht erfasste Schwerhörigkeit

Die im Screening angewandten Untersuchungsverfahren der OAE und BERA lassen messtechnisch bedingt keine Aussagen zum Hörvermögen im sehr hohen und sehr tiefen Frequenzbereich zu. Ebenso können eventuell vorliegende geringgradige Hörverluste bis 30 dB nicht sicher ausgeschlossen werden.

Kinder aus Familien mit familiär gehäufter Schwerhörigkeit oder mit den bekannten Risikofaktoren bedürfen einer besonderen Aufmerksamkeit, wenn die OAE nicht zweifelsfrei auf beiden Ohren gemessen wurden und die Reaktionen des Kindes (Säuglingsschrei, akustische Unaufmerksamkeit) auffällig sind.

Als sehr seltene Ausnahme kann zum Beispiel eine Aplasie des Hörnerven bei normal ausgebildetem Corti-Organ vorliegen.

Auch nach der Geburt können trotz unauffälliger Screening-Befunde Hörstörungen auftreten. Das können Belüftungsstörungen des Mittelohrs sein, die zu Entzündungen und Ergüssen in der Paukenhöhle führen und eine Schallleitungsschwerhörigkeit verursachen. Sie werden meist durch eine Paukendrainage oder in fortgeschrittenen Fällen durch hörverbessernde Operationen am Trommelfell oder der Gehörknöchelkette operativ behandelt.

Eine progressive Innenohrschwerhörigkeit, bei der zum Zeitpunkt der Geburt das Hörorgan noch weitgehend funktionstüchtig ist und der Ausfall des Hörorgans im Verlauf von Jahren fortschreitend erfolgt, wird im Hörscreening nicht erfasst.

Deshalb muss bei allen Kindern auch in den nächsten Monaten und Jahren auf adäquate Hörreaktionen und eine altersgemäße Sprachentwicklung geachtet werden. Bei Auffälligkeiten sollte in einer pädaudiologischen Einrichtung das Gehör geprüft werden.