Dr. rer. nat. Robin Alexander Pilz
Zerebrale kavernöse Malformationen (CCM), auch kavernöse Angiome oder Kavernome genannt, bilden den Forschungsschwerpunkt der Arbeitsgruppe. Kavernome sind Blutgefäßfehlbildungen im venös-kapillären Gefäßbett des zentralen Nervensystems, deren Zahl und Größe mit steigendem Patientenalter zunehmen. Sie bestehen aus vergrößerten Endothelkanälen, denen stützende Perizyten und glatte Gefäßmuskelzellen fehlen.
CCMs manifestieren sich gewöhnlich in der 2.-4. Lebensdekade mit rezidivierenden Kopfschmerzen, Krampfanfällen und Hirnblutungen. Kavernome treten sporadisch oder familiär mit autosomal-dominantem Erbgang auf. Erbliche Formen werden durch pathogene Varianten in drei Genen verursacht: CCM1/KRIT1, CCM2/OSM und CCM3/PDCD10. Man geht davon aus, dass die Kavernombildung bei Träger*innen einer pathogenen Keimbahnvariante durch die Inaktivierung des verbleibenden intakten Allels in vaskulären Endothelzellen des Gehirns ausgelöst wird (Abbildung). Die Prävalenz von symptomatischen familiären Kavernomen liegt bei etwa 1:5400 bis 1:6200.
In unserer Greifswalder Arbeitsgruppe wird das wissenschaftliche Konzept verfolgt, die Pathogenese hereditärer Gefäßfehlbildungen vom Gen über die Zelle bis hin zum Organismus aufzuklären. Hierfür werden unter anderem neueste Sequenziertechnologien (Long Read Sequencing) und die CRISPR/Cas9-vermittelte Genom-editierung eingesetzt. Durch die gezielte Inaktivierung von CCM1, CCM2 oder CCM3 in humanen induzierten pluripotenten Stammzellen (hiPSCs) und deren Differenzierung in Endothelzellen oder dreidimensionale Blutgefäßorganoide versuchen wir die Situation in Kavernomen bestmöglich nachzubilden.
Durch die Kombination dieser komplexen Zellkultur-odelle mit Live-Cell-Imaging, Substanzbibliotheken-Screenings sowie Bulk- und Einzelzell-RNA-Sequenzierungen konnten wir bereits neue Einblicke in zerebrale kavernöse Malformationen gewinnen. Beispielsweise konnte der Überlebensvorteil von Zellen nach Inaktivierung von CCM1, CCM2 oder CCM3 näher charakterisiert werden (Abbildung). Dies ermöglichte uns unter anderem, potentielle pharmakologische Wirkstoffe als neue therapeutische Behandlungsansätze zu identifizieren.
Prof. Dr. med. Ute Felbor
Dr. rer. nat. Robin Pilz
Dr. rer. nat. Dariush Skowronek
Dr. rer. nat. Christiane Much
Valeriia Saenko, M. Sc. (Doktorandin)
Till Page (Doktorand Medizin)
Barbara Sendtner (Doktorandin Medizin)