Historie - Klinische Anästhesie

Die besonderen Bedingungen der anästhesiologischen Betreuung von Patienten in Greifswald werden durch zwei Punkte geprägt, die sich vor allem betriebswirtschaftlich nachteilig auswirken, aber auch eine einheitliche Ausbildung des beruflichen Nachwuchses erschweren. Zum einen haben wir bis zum heutigen Datum kein Zentralklinikum mit einem Zentral-OP und somit sind die einzelnen operativ tätigen Kliniken in der Altstadt verstreut und zum anderen ist das Universitätsklinikum Greifswald für die hochspezialisierte medizinische Betreuung ausgerüstet und betreibt gleichzeitig die Grund- und Regelversorgung für die Bevölkerung des Einzugsbereiches. Aus dieser „Not“ wurde insofern eine Tugend gemacht, dass das Wissenschaftsprojekt „Community Medizin“ unter solchen Voraussetzungen besonders tragfähig ist und sich auch für unser Fachgebiet daraus wissenschaftliche Anforderungen ableiten lassen.

 

Unter den neuen politischen und damit veränderten gesetzlichen Bedingungen der Wendezeit waren unter Prof. Wendt gravierende Veränderungen der gesamtem materiell-technischen Basis unserer Klinik notwendig geworden um den zeitgemäßen Erfordernissen, auch in Bezug auf das bestehenden Medizinproduktegesetz gerecht zu werden. In dieser Zeit Anfang der 90er Jahre wurde dadurch unsere Klinik der teuerste Bereich der Fakultät, da über 20 Anästhesiearbeitsplätze einschließlich des dazugehörigen Monitorings kurzfristig neu ausgestattet werden mussten. Für Mitarbeiter, die bis dato zumindest die Routineeingriffe unter vordergründig klinischen Bewertungskriterien („Warm-Rosig-Trocken“ neben Blutdruck- und Pulskontrollen) anästhesiologisch geführt hatten, begann ein „goldenes Zeitalter“ der standardmäßig vorliegenden Narkosesteuerung mittels automatischer Blutdruck- und Sauerstoffsättigungsmessung, Kapnometrie und dem nun möglichen exakten Narkosegasmonitoring.

 

Zum jetzigen Zeitpunkt werden mit 44 Anästhesisten jährlich >15000 Narkosen durchgeführt, wobei der Anteil an Lokalanästhesien (rückenmarksnahe Verfahren, diverse Leitungs- und Plexusanästhesien) etwa 15% beträgt. Entsprechend unseres Aufgabengebietes und Einzugsbereiches auch für umliegende Krankenhäuser liegt der Anteil an Risiko- und Hochrisikopatienten (ASA III – V) bei etwa 42%. Bei der dezentralen Lage der einzelnen eigenständigen Operationsstandorte (Klinik für Chirurgie, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Klinik für Augenheilkunde, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Klinik für Urologie, Diagnostikzentrum mit Zentral-OP für Neurochirurgie, Orthopädie, Kinderchirurgie und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie/ Plastische Chirurgie, mit insgesamt 17 OP-Tischen pro Tag ist es bekanntermaßen schwierig, die Anästhesiekapazitäten betriebswirtschaftlich immer günstig einzusetzen. Hinzukommen die zunehmenden anästhesiologischen Anforderungen außerhalb des Operationsbetriebes wie radiologische Untersuchungen (CT, MRT und Angiographie), endoskopische Eingriffe (Bronchoskopien, Gastroskopien, Schrittmacherimplantationen) die nicht generell in Allgemeinanästhesie durchgeführt werden müssen, aber im Mehrheitsfall einen anästhesiologischen Beistand erfordern.

 

Unter diesen Bedingungen sind zwei Dinge wichtig geworden. Zum einen müssen Operationsabläufe zunehmend besser zu koordiniert werden. Dazu obliegt die OP-Koordination in den Häusern mit mehr als zwei OP-Tischen (Klinik für Chirurgie, Diagnostikzentrum) zunehmend dem Anästhesieoberarzt der Bereiche und hat zu deutlich besseren Auslastungszeiten geführt. Zum anderen wird die Ausbildung der Assistenten vereinheitlicht, indem für alle anästhesiologische Maßnahmen zur Zeit verbindliche Standards erarbeitet werden. Diese bekanntermaßen aufwendige Arbeit wird für unsere Klinik im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen.