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Radiojodtherapie Wirkungsprinzip

 

Radioaktives Jod wird in der Schilddrüse angereichert. Somit ist durch eine innere Bestrahlung (keine Bestrahlung von außen) eine nebenwirkungsarme Behandlung von Erkrankungen der Schilddrüse möglich. Die Betastrahlen reichen im Gewebe nur wenige Millimeter. Strahlenschäden an der Haut und in benachbarten Organen, wie bei der externen Strahlentherapie, treten nicht auf. Ziel ist die Beseitigung einer Hyperthyreose, einer Autonomie und/oder einer Strumagrößenreduktion.

 

Schilddrüsenerkrankungen

 

Schilddrüsenerkrankungen, die mit Radiojod behandelt werden können, sind:

  • Hyperthyreose (Überfunktion), ggf. latente Hyperthyreose bei
    • Autonomie (warme oder heiße Knoten; unifokal, multifokal, disseminiert)
    • Basedow-Erkrankung (Immunentzündliche Hyperthyreose, vorwiegend Rezidive)
  • Struma, Rezidivstruma (erneute Schilddrüsenvergrößerung nach früherer Operation)
  • Schilddrüsenkrebs nach Operation (Ablation, Rezidiv-, Metastasen-Therapie)

 

Vorteile der Radiojodtherapie

 

Radiojodtherapie und Operation sind alternative (definitive) Therapieformen bei Schilddrüsenerkrankungen. Durch die Radiojodtherapie kann eine Operation und eine Narkose vermieden werden. Eine Schädigung des Stimmbandnervs oder der Nebenschilddrüsen ist durch die Radiojodtherapie nicht zu befürchten. Die Strahlenexposition außerhalb der Schilddrüse ist gering. Bei Strumen mit Autonomie gelingt überwiegend eine weitgehend selektive Knotenschrumpfung bei Erhalt des gesunden Gewebes und einer normalen Schilddrüsenfunktion nach Radiojodtherapie.

 

Nachteile der Radiojodtherapie

 

Aus Strahlenschutzgründen ist ein stationärer Aufenthalt in Deutschland auch gesetzlich vorgeschrieben, zumeist 4 Tage (3-12 Tage). Die Radiojodtherapie wirkt im Unterschied zur Operation nicht sofort, sondern durch Schrumpfung des Gewebes allmählich innerhalb einiger Wochen. Bei Schwangeren darf keine Radiojodtherapie erfolgen; eine Schwangerschaft soll für 6 Monate nach Radiojodtherapie vermieden werden.

Bei Basedow-Hyperthyreose kann sich eine begleitende endokrine Orbitopathie (EO) verschlechtern oder entwickeln (durch Prednisolon-Medikation weitgehend vermeidbar; Rauchverzicht dringlich angeraten). Große Strumen sollten nach Möglichkeit operiert werden.

 

Vorbereitung zur Radiojodtherapie

 

Die Diagnostik einer Schilddrüsenerkrankung erfolgt überwiegend in Zusammenarbeit von Hausarzt, Endokrinologen und niedergelassenem Nuklearmediziner, ebenso die schriftliche Anmeldung zur Radiojodtherapie. Die Verantwortung für Indikationsstellung, Vorbereitung und Durchführung der Radiojodtherapie liegen beim Therapeuten. In einer ambulanten Voruntersuchung 2-4 Wochen vor der stationären Aufnahme werden Tests zur Dosisabschätzung durchgeführt. Zumeist ist eine Medikationspause von Schilddrüsenmedikamenten (Methizol) von 2 Tagen bis 6 Wochen, zuweilen auch eine Vormedikation von Schilddrüsenhormonen erforderlich. Sie werden über den Therapieablauf und über alternative Therapiemöglichkeiten informiert. Den Termin für die Voruntersuchung erhalten Sie und Ihr überweisender Arzt per Post.

 

Durchführung der Radiojodtherapie

 

Erfolgt auf der Therapie-Station N der Nuklearmedizin Greifswald (gleicher Ort wie bei der Voruntersuchung). Nach einigen Kurztests und einem nochmaligen Informationsgespräch erhalten Sie die vorberechnete Radiojodmenge als Spritze oder Trunk. Anschließend wird die Radiojodkinetik (Aufnahme in der Schilddrüse, Ausscheidung im Urin) mehrfach täglich gemessen. Hieraus errechnen sich die Schilddrüsenherddosis und das voraussichtliche Entlassungsdatum. Zuweilen erfolgt nach 2 Tagen eine weitere Radiojodgabe (Dosiskorrektur). Sie merken von der Radiojodtherapie normalerweise nichts. Selten kommt es zu einer vorübergehenden Anschwellung der Schilddrüse oder der autonomen Knoten.

 

Begleitumstände der Radiojodtherapie, Strahlenschutz

 

Während der Radiojodtherapie strahlt Ihre Schilddrüse (unsichtbar, täglich abnehmend). Deshalb sind auf Station keine Besuche erlaubt. Die Bestrahlung des Personals und der Mitpatienten hängt von Abstand und Zeit ab (lange Aufenthalte dicht an Personen anfangs vermeiden). Freies Radiojod wird in den ersten Tagen im Urin ausgeschieden und in der Abklinganlage der Nuklearmedizin gesammelt. Sie haben die Möglichkeit, sich den stationären Aufenthalt von wenigen Tagen möglichst angenehm und kurzweilig zu gestalten:

  • Zimmer mit Fernseher (Kabel)
  • beim Telefonieren nehmen Sie bitte Rücksicht auf andere Patienten
  • Nasszellen im Zimmer, WC & Duschen zentral
  • Bücher, persönliche Gegenstände, Laptop nutzbar (WLAN)
  • Radiojodpark (Frühjahr-Herbst, abends)
  • Essenswahl, Frühstücksbuffet, Getränke

 

Nach Entlassung

 

Nach Erreichen eines gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwertes und einer ausreichenden Dosimetrie werden Sie entlassen. Sie werden informiert, ob und welche Beschränkungen aus Strahlenschutzgründen für Sie dann noch zutreffen: z.B. noch einige Tage lang Abstand halten von Kleinkindern und Schwangeren. Berufliche Einschränkungen ergeben sich nur für Kindergärtnerinnen für etwa 1 Woche. Die Verhaltenshinweise und einen Befundbericht erhalten Sie beim Entlassungsgespräch ausgehändigt.

 

Nachsorge nach Radiojodtherapie

 

Nach Radiojodtherapie von Schilddrüsenerkrankungen ist (wie nach Schilddrüsenoperation) eine lebenslange Nachsorge erforderlich. Die Nachsorgeuntersuchungen erfolgen erstmalig nach etwa 6 Wochen (Hormonbestimmung, Hausarzt), nach 3 Monaten bei uns (Erfolgskontrolle), danach in größeren Abständen beim Hausarzt und niedergelassenen Facharzt, dessen Befunde uns übermittelt werden sollen. Eine Schilddrüsenunterfunktion, die nach Radiojodtherapie (wie nach Operation) auftreten kann, soll rechtzeitig erkannt und durch Schilddrüsenhormonsubstitution (Thyroxin) ausgeglichen werden. Bei unerwartetem Verlauf der Erkrankung oder bei evtl. Begleiterscheinungen/Nebenwirkungen bitte Konsultation Ihres behandelnden Arztes oder/und unserer Ambulanz.

 

Nachsorge bei Schilddrüsen-Krebs-Patienten

 

Vorbereitung, Radiojodtherapie und Nachsorge bei Patienten mit (differenziertem) Schilddrüsenkrebs sind gegenüber den funktionellen Radiojodtherapien. Hier soll das wesentlich geringer radiojodspeichernde Tumorgewebe vernichtet werden. Dazu muss zuvor das nach der Krebsoperation verbliebene Restgewebe zerstrahlt werden (Ablation). Das erfolgt in einer bewusst herbeigeführten Unterfunktion, die etwa 4 Wochen nach Op eintritt. Alternativ kann durch Vorinjektionen eines künstlichen Hormons (rhTSH) ebenfalls eine Empfindlichkeitssteigerung für Radiojod herbeigeführt und eine Unterfunktion vermieden werden. Etwa 6 Monate danach erfolgt eine Radiojoddiagnostik oder (bei noch vorhandenem Restgewebe) eine 2. Radiojodablation. Danach kann der Krankheitsverlauf mit einem Tumormarker im Blut (Thyreoglobulin) und Ultraschall kontrolliert werden. Tumorrezidive oder Metastasen erfordern dann erneut hochdosierte Radiojodtherapien. Eine lebenslange Hormonmedikation ist erforderlich.

 

Stand: 11/2019



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