Behandlungsspektrum - Uro-Onkologie

Cystektomie (Entfernung der Harnblase)

Die Entfernung der Harnblase wird notwendig, wenn in der histologischen (feingeweblichen) Untersuchung der entnommenen Proben aus der Harnblase ein bösartiger Tumor (Blasenkrebs) festgestellt wurde, der auch in den tiefen Wandschichten der Harnblase wächst.

 

In Einzelfällen besteht auch die Notwendigkeit zur Blasenentfernung, weil auf Grund einer eingeschränkten Speicherkapazität der Harnblase (Schrumpfblase, „Reizblase“) die Beschwerden für den Betroffenen so groß sind, dass die Aktivitäten des Alltags durch die Blasenbeschweren erheblich eingeschränkt sind.

 

Muss die Harnblase auf Grund einer Krebserkrankung entfernt werden, dann werden beim Mann neben der Harnblase gleichzeitig die Vorsteherdrüse, die Samenblasen und die zugehörigen Lymphknoten entfernt (Abbildung 1). Bei der Frau werden Gebährmutter, Eileiter und der vordere Anteil der Scheide sowie ebenfalls die zugehörigen Lymphknoten entfernt.

 

Abb. 1: entfernte tumorbefallene Harnblase mit Vorsteherdrüse

Wird die Harnblase nicht wegen einer Krebserkrankung operiert, ist es ausreichend, ausschließlich die Harnblase zu entfernen.

 

In Vorbereitung auf eine Harnblasenentfernung ist die Frage der späteren Harnableitung zu klären. Hierbei kann man zwischen einer kontinenten und einer sogenannten „nassen“ Urinableitung unterschieden werden.

Ein Vorteil der kontinenten Harnableitung besteht in der fehlenden Störung des äußerlichen Körperbildes, während ein Nachteil der „nassen“ Harnableitung in der Notwendigkeit eines Auffangbeutels am Körper besteht, welches das äußerliche Körperbild verändert.

 

In unserer Klinik werden folgende Harnableitungsformen durchgeführt:

  1. Ersatz der Harnblase durch eine Blase aus Dünndarm (Neoblase): Hierbei wird eine Ersatzblase aus Dünndarm gebildet, die an die Harnröhre angeschlossen wird. Es ist eine Form der kontinenten Harnableitung. Eine wesentliche Voraussetzung hierfür ist, dass die Harnröhre nicht vom Tumor befallen ist. Die Harnentleerung erfolgt hierbei aktiv durch den Patienten.
  2. Ersatz der Harnblase aus Anteilen von Dick- und Dünndarm und Entleerung der neuen Blase über eine Öffnung im Nabelbereich (Pouch): Auch dies ist eine Form der kontinenten Harnableitung. Zur Entleerung dieser Ersatzblase muss der Patient mehrmals am Tag sich einen Katheter in die Öffnung am Nabel einführen und den Urin darüber ablassen.
  3. Harnableitung über ein ausgeschaltetes Dünndarmsegment nach außen zur Bauchwand (Ileumconduit): Das Ileumconduit ist eine Form der „nassen“ Harnableitung. Hierzu wird ein Stück Dünndarm aus der Darmpassage ausgeschaltet. An einem Ende dieses Darmabschnittes werden die Harnleiter eingepflanzt, das andere Ende des Darms wird über die Haut im Mittelbauch nach außen geleitet.
  4. Einpflanzung beider Harnleiter in das Hautniveau (Ureter-Haut-Fistel, Harnleiter-Haut-Fistel): Diese Form der Harnableitung wird in unsrer Einrichtung nur gewählt wenn auf Grund von internistischen Begleiterkrankungen oder einer Darmvorschädigung keines der oben beschriebenen Behandlungsmethoden angewandt werden kann. Bei dieser Form der Harnableitung müssen oftmals noch Katheter in die Harnleiter eingelegt werden, die einen regelmäßigen Wechsel erfordern.