Leiter:
Mitarbeiter:
Ehemalige Mitarbeiter:
PD Dr. Roland Zippel
Doktoranden:
Dipl.-Med. Ronny Köhler (praktische Arbeiten abgeschlossen)
Ehemalige Doktoranden:
Dr. Uwe Walschus
Die Karlsburger Typ-1-Diabetes-Risikostudie
Der insulin-abhängige Diabetes mellitus Typ 1 (T1DM) wird verursacht durch eine selektive, autoimmunologische Zerstörung der insulin-produzierenden Betazellen. Bereits viele Jahre vor der klinischen Manifestation sind im Blut der Betroffenen Autoantikörper (AAk) nachweisbar, die gegen betazell-spezifische Antigene, wie Glutamatdecarboxylase GAD65 (GADA), Proteintyrosinphosphatase IA-2 (IA-2A), Insulin (IAA) und inselzellzytoplasmatische Antigene (ICA) gerichtet sind. Für das Auftreten dieser AAk konnte von verschiedenen Arbeitsgruppen bei erstgradig Verwandten von Patienten eine prognostische Bedeutung hinsichtlich einer Progression zu einem manifesten T1DM gezeigt werden. Diese Probanden weisen zwar ein etwa zehnfach höheres Erkrankungsrisiko als die Allgemeinbevölkerung auf, deren Risiko in Deutschland 0,4% beträgt. Jedoch haben etwa 90% der neu diagnostizierten Patienten keine Verwandten ersten Grades mit T1DM und entstammen somit der gesunden Allgemeinbevölkerung.
Um die prädiktive Wertigkeit der AAk bei Probanden ohne betroffene erstgradige Verwandte zu bestimmen, wurde seit 1995 in der Karlsburger Typ-1-Diabetes-Risikostudie in einer gesunden Schulkinderpopulation von ca. 15.000 Schulkindern durch ein kombiniertes AAk-Screening auf GADA, IA-2A, IAA und ICA die Häufigkeit und die Kombinationen dieser AAk in der gesunden Bevölkerung ohne Diabetesheredität untersucht. Diese Analysen ergaben, dass bei Kindern mit multiplen AAk sowie Kindern mit hochtitrigen singulären AAk auch ein hohes genetisches Risiko durch Vorliegen der diabetes-assoziierten HLA-DR- und -DQ-Allele besteht. Eine Analyse der GADA-Epitopspezifität zeigte darüber hinaus, dass sich bei Kindern mit hohem Risiko und Kindern mit Manifestation der Erkrankung das Bindungsmuster dieser AAk dynamisch entwickelt und im zeitlichen Verlauf mehrere Epitope umfasst. Weiterhin konnte nachgewiesen werden, dass die Affinität der GADA und der IAA bei Kindern mit multiplen AAk und/oder T1DM-Manifestation signifikant erhöht ist gegenüber Kindern mit singulären AAk.
Neben anderen Umwelteinflüssen werden Virusinfektionen als eine mögliche Ursache der Initiation der Beta-Zellzerstörung angesehen. Wir konnten in den Seren von Schulkindern aus der Karlsburger Typ-1-Diabetes-Risikostudie mit multiplen AAk und bei T1DM-Patienten zum Zeitpunkt der Manifestation RNA-Sequenzen von Enteroviren nachweisen. Im Langzeitverlauf der Studie ergab eine Auswertung nach 18 Jahren, dass das kumulative T1DM-Risiko beim Vorliegen multipler AAk-Positivität nach zehn Jahren bei 59,7% und nach 18 Jahren bei 75,1% liegt. Es ist somit in der gesunden Allgemeinbevölkerung mit dem Risiko bei erstgradigen Verwandten von Typ-1-Diabetikern vergleichbar. Darauf basierend wäre mit einem kombinierten AAk-Screening auch in der gesunden Allgemeinbevölkerung eine präzise individuelle Risikoabschätzung als Basis für eine mögliche präventive Intervention zur Verhinderung der T1DM-Manifestation bei Risikoprobanden möglich.
Aktuelle Arbeiten in der Karlsburger Typ-1-Diabetes-Risikostudie betreffen unter anderen die prognostische Wertigkeit der 2007 neu entdeckten AAk gegen den Zink-Transporter 8 (ZnT8A) sowie einer zusätzlichen Bestimmung von AAk gegen IA-2beta bei IA-2A-positiven Schulkindern.
Mit dem Klinikum Karlsburg, Klinik für Diabetes und Stoffwechselerkrankungen (Dr. J. Kuhn, Prof. Dr. W. Kerner) besteht seit 1994 eine enge Zusammenarbeit sowohl in der Forschung als auch im Bereich der klinischen Diagnostik. Aktuell wird ein gemeinsames Verbundprojekt der EUROIMMUN AG, des Klinikums Karlsburg und der Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie der UMG durch die Europäische Union Europäischer Fond für Regionale Entwicklung mit 1,0 Mio. Euro (Chirurgie anteilig 250.000 €) gefördert.
DASP/ IASP:Evaluierung von Assays für diabetes-assoziierte Autoantikörper
In der Arbeitsgruppe Prädiktive Diagnostik wurden zum Nachweis der diabetes-assoziierten AAk verschiedene Immunoassays etabliert und evaluiert. Die dabei entwickelten Radioimmunoassays gehören zu den weltweit sensitivsten Methoden und wurden bisher in allen internationalen Rundversuchen evaluiert. Seit 2002 ist die Arbeitsgruppe Referenzlabor des "Center of Disease Control and Prevention" (CDC, Atlanta, U.S.A.) und des "Diabetes Autoantibody Standardization Program" (DASP) der "Immunology of Diabetes Society" für die Bestimmung von GADA, IA-2A und IAA sowie internationales Referenzlabor der "Eurotransplant International Foundation" (Leiden, Niederlande) für die Bestimmung von GADA, IA-2A und ICA.
PD Dr. Michael Schlosser gehört zudem seit 2004 dem Antikörperkomitee der "Immunology of Diabetes Society" an, das sich derzeit fünf Wissenschaftlern aus den USA, Italien, UK und Deutschland zusammensetzt. Das Komitee führt im Rahmen des "Diabetes Autoantibody Standardization Program" beziehungsweise seit 2012 des "Islet Autoantibody Standardization Program" (IASP) regelmäßig internationale Ringversuche zur Assay-Evaluierung mit Beteiligung von weltweit mehr als 40 Laboratorien durch und veröffentlicht die Ergebnisse entsprechend. Das Programm wird von der Immunology of Diabetes Society, dem NIH und der University of Florida finanziert.
Zur Karlsburger Typ-1-Diabetes-Risikostudie:
Zu DASP/ IASP:
Die Verträglichkeit von Implantatmaterialien im Körper ist von entscheidender Bedeutung für die langfristige Funktion des Implantats. Neben der Zytotoxizität, der Gewebekompatibilität, der Karzinogenität und der Thrombogenität kommt dabei der Immunogenität und der Entzündungsreaktion eine zentrale Rolle zu. Abweichend vom normalen Verlauf der Wundheilungsreaktion bleibt in der Regel über die gesamte Verweildauer des Implantats im Körper eine chronische Entzündung bestehen. Deren Endphase wird als Fremdkörperreaktion bezeichnet und ist durch das persistente Vorhandensein von Makrophagen und mehrkernigen Fremdkörperriesenzellen sowie Lymphozyten im Periimplantgewebe gekennzeichnet.
Die Immunogenität von Implantatmaterialien wurde bisher als Teil der Bewertung von deren Biokompatibilität nur wenig untersucht. Ausgehend von frühen Untersuchungen zur Bildung von Antikörpern gegen polymere Biosensormembranen lag der Fokus der Arbeitsgruppe zunächst im Rahmen mehrerer DFG- und BMFT-Projekte auf dem Nachweis von spezifischen Antikörpern gegen die Polymer-Matrix und die Imprägnierung von Gefäßprothesen. Darüber wurde für Gefäßprothesen die Assoziation der Antikörperantwort und der Prothesenkonstruktion mit den lokalen Gewebereaktionen analysiert.
Aufbauend auf diesen Arbeiten war die Arbeitsgruppe ab 2005 mit In-vivo-Untersuchungen zu akuten und chronischen lokalen und systemischen Entzündungsreaktionen gegen verschiedene Implantatmaterialien an mehreren EU-, Bundes- und Landes-geförderten Verbundprojekten beteiligt. Zu den dabei untersuchten Materialien zählten unter anderem Calciumphosphat, Titan und Titan-Legierungen, Polylactid sowie Kollagen, deren Oberfläche mit verschiedenen physiko-chemischen Verfahren modifiziert beziehungsweise beschichtet wurde. Dies umfasste beispielsweise Niedertemperaturplasma-Prozesse zur Erzeugung von Oberflächen mit zell-adhäsiven, anti-adhäsiven und anti-bakteriellen Eigenschaften, kovalente und nicht-kovalente Beschichtungen mit Membranlipiden sowie elektrochemische Verfahren zur Erzeugung von osteoinduktiven/ osteokonduktiven Calciumphosphat-Schichten.
Perspektivisches Ziel ist es, die Eignung systemischer Parameter der Immunogenität wie den Nachweis einer materialspezifischen Antikörperantwort und Veränderungen des Serumprofils pro- und anti-inflammatorischer Zytokine als mögliche diagnostische und prognostische Marker in der Verlaufskontrolle nach Implantation sowie als neue Methoden zur Testung der Biokompatibilität von neuen oder modifizierten Implantatmaterialien zu untersuchen.
Aktuell werden die Arbeiten der Arbeitsgruppe zu diesem Forschungsschwerpunkt durch zwei Verbundprojekte durch das Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern, Projekt 'HOGEMA' (Chirurgie anteilig 182.244,53 €) und das Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern, Europäischer Fond für Regionale Entwicklung, Implantate mit Wachstumsfaktoren (Chirurgie anteilig 236.688,00 €) gefördert.