Die Arbeitsgruppe Epileptologie beschäftigt sich mit den Themen
Idiopathisch (genetisch) generalisierte Epilepsien (IGE) machen etwa einen Anteil von 20 – 30 % aller Epilepsiesyndrome aus und sind charakterisiert durch einen altersabhängigen Beginn sowie spezifische EEG-Veränderungen. Das Spektrum an Anfällen umfasst Absencen, generalisierte tonisch-klonische Anfälle sowie bilaterale myoklonische Anfälle. Je nach auftretender Anfallsform werden verschiedene IGE Syndrome unterschieden, wobei die kindlichen und juvenilen Absencenepilepsien, die idiopathisch generalisierten Epilepsien mit generalisierten tonisch-klonischen Anfällen (auch in der Aufwachphase) sowie die juvenile myoklonische Epilepsie die häufigsten Epilepsiesyndrome im Erwachsenenalter darstellen. Untersucht wird bei Patienten mit IGE der klinische und soziale Langzeitverlauf sowie Auswirkungen pathologischer Photosensibilität auf die Prognose. Untersucht werden mittels MRT-basierter Bildgebung charakteristische mikrostrukturelle Veränderungen des Gehirns bei Patienten mit juveniler myoklonischer Epilepsie und anderen idiopathisch generalisierten Epilepsiesyndromen. Weiterhin werden Zusammenhänge zwischen genetischen Varianten mit klinischen Prädiktoren für die Langzeitprognose untersucht.
Ein weiterer wesentlicher Schwerpunkt liegt in der Untersuchung von Patienten mit einem Epilepsiebeginn im höheren Lebensalter, insbesondere semiologische Charakteristika, ätiologisch ursächliche Faktoren wie Zusammenhänge mit autoimmunologischen Prozessen sowie Prädiktoren für das Outcome. In Zusammenarbeit mit dem Liquorlabor der Universitätsmedizin Greifswald sowie der Arbeitsgruppe Neuroimmunologie untersuchen wir in weiteren Projekten immunologische Veränderungen, die im Rahmen eines epileptischen Anfalls entstehen. Untersucht werden Liquorveränderungen bei Patienten mit Epilepsie sowie Auswirkungen von epileptischen Anfällen auf die Immunantwort.
Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich weiterhin mit der Bedeutung autoimmuner Enzephalitiden, insbesondere der limbischen Enzephalitis für die Entstehung und die Prognose von Epilepsien im höheren Lebensalter und bei jüngeren Patienten.
Die Arbeitsgruppe Epileptologie nimmt an mehreren multizentrischen industrieinitiierten Studien zur Wirksamkeit und Verträglichkeit verschiedener Antiepileptika teil.
Leiter der Arbeitsgruppe: | OA Prof. Dr. Felix von Podewils, MHBA |
Mitarbeiter: | OÄ Dr. med. Bernadette Gaida AÄ Rhina Kunz AÄ Juliane Schulz Dr. med. Marie Süße |
Aufgrund einer Interaktion zwischen Nerven- und Immunsystem erhält das Gehirn Informationen über den immunologischen Status. Über das autonome Nervensystem sowie die Hyothalamus-Hypophysen-Nebennierenachse kann eine Steuerung der Immunantwort erfolgen. Verschiedene neurologische Erkrankungen können mit einer Schädigung des Immunsystems einhergehen so eine veränderte Immunantwort hervorrufen. In früheren Arbeiten unserer Arbeitsgruppe konnte nachgewiesen werden, dass Katecholanine und Kortisol für Veränderungen der Immunantwort nach Schlaganfall verantwortlich sind. Auch bei epileptischen Anfällen kommt es zu einer Aktivierung von Signaltransduktionswegen ähnlich wie bei einem Schlaganfall, die zu einer Beeinflussung der immunologischen Funktion führen. Bekannt ist, dass nach epileptischen Anfällen erhöhte proinflammatorische Zytokinkonzentrationen und Monozyteninfiltrate im Liquor nachgewiesen werden können. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die Arbeitsgruppe mit den Auswirkungen epileptischer Anfälle auf die Funktion und Zusammensetzung von Monozytensubpopulationen im Vergleich zu einem Patientenkollektiv ohne Epilepsie. Weiterhin wird untersucht, ob es bei epileptischen Anfällen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe zu einer Veränderung des micro-RNA-Profils des Liquors kommt und ob charakteristische Biomarker identifiziert werden können. Es soll weiterhin untersucht werden, welche Regulationsmechanismen für die Veränderungen ausschlaggebend sind und ob eine medikamentöse Behandlung von Epilepsien Auswirkungen auf das micro-RNA-Profil des Liquors sowie auf die identifizierten Biomarker haben kann.
In diesem Projekt soll untersucht werden, welche Bedeutung autoimmune Prozesse bei nicht-läsionellen (kryptogenen) fokalen Epilespien unabhängig vom Manifestationsalter der Epilepsie spielen. Ziel ist, bei diesen Patienten klinische Charakteristika zu identifizieren, die bei fehlendem Nachweis von Autoantikörpern für eine autoimmune Enzephalitis als Ursache der Epilepsie sprechen. Weiterhin werden das klinische Outcome und die Lebensqualität dieser Patienten nach einem Follow-up von mindestens 12 Monaten sowie nach mindestens 5 Jahren untersucht werden. Ein weiteres Ziel ist, mit Hilfe möglicher Biomarker in Serum und Liquor eine autoimmune Genese bereits frühzeitig nach einem erstmaligen epileptischen Anfall noch vor dem Auftreten weiterer klinischer oder bildmorphologischer Zeichen zu identifizieren. Hierbei sollen Kriterien für den Beginn einer frühen medikamentösen Behandlung erstellt werden, die entscheidend für das Langzeit-Outcome der Patienten ist.
Im Rahmen dieses Projekts befassen wir uns mit der Charakterisierung von Liquorbasisbefunden nach erstmaligem epileptischem Anfall einschließlich der Analyse einer quantitativen und qualitativen intrathekalen Immunglobulinsynthese im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Es soll weiterhin eine Korrelation zwischen Liquorparametern und klinischen Faktoren bei epileptischen Anfällen (semiologische Merkmale, EEG-Veränderungen sowie strukturelle Veränderungen in der MRT-basierten Bildgebung) untersucht werden.
In diesem Projekt werden Patienten mit juveniler myoklonischer Epilepsie im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe hinsichtlich mikrostruktureller Veränderung der weißen Substanz mittels Diffusion tensor imaging (DTI) untersucht. Weiterhin sollen mit dieser Methode Unterschiede zwischen Patienten mit und ohne pathologische Photosensibilität untersucht und mögliche Zusammenhänge mikrostruktureller Veränderungen mit klinischen Parametern (z.B. Dauer der Epilepsie, auftretende Anfallsformen) identifiziert werden.
Kooperationen bestehen mit der Arbeitsgruppe von Prof. Lotze (Functional Imaging Unit, Zentrum für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie, Universitätsmedizin Greifswald).
Im Rahmen dieses Projekts sollen mikrostrukturelle / volumetrische Veränderungen der grauen und weißen Substanz des Gehirns im zeitlichen Verlauf bei Patienten mit idiopathisch (genetisch) generalisierter Epilepsie im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe untersucht werden. Im Rahmen von Subgruppenanalysen werden in einem weiteren Schritt gezielt Unterschiede zwischen verschiedenen Subsyndromen (juvenile myoklonische Epilepsien, IGE mit Absencen, IGE mit generalisierten tonisch-klonischen Anfällen) untersucht.
Ziel dieses Projekts ist die Untersuchung semiologischer Merkmale, charakteristischer EEG-Veränderungen sowie von Liquorprofilen bei Patienten mit nicht-läsioneller Epilepsie mit einem Beginn im höheren Lebensalter. Untersucht werden weiterhin das klinische und soziale Outcome sowie die Lebensqualität nach einer Beobachtungszeit von mindestens 12 Monaten. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung in den westlichen Industrienationen und der damit erhöhten Inzidenz und Prävalenz von Epilepsien mit einem Beginn im höheren Lebensalter soll diese Studie einen wichtigen Beitrag zum pathphysiologischen Verständnis, zum klinischen Verlauf sowie zur Etablierung von Behandlungsstrategien bei diesen Patienten liefern.
Im Rahmen dieses Projekts sollen bei Patienten mit verschiedenen idiopathsich generalisierten Epilespiesyndromen klinische Charakteristika sowie prognostische Faktoren hinsichtlich des Outcomes im Vergleich zwischen Patienten mit und ohne pathologische Photosensiblität untersucht werden. Diese Arbeit soll einen Beitrag liefern, die Bedeutung pathologischer Photosensibilität bei genetischen Epilepsiesyndromen zu verstehen und prognostische Aussagen über den Langzeitverlauf dieser Epilepsiesyndrome zu ermöglichen.
Ziel dieser Studie ist es, bei Patienten mit spätmanifestierender Epilepsie (Epilepsiebeginn ab dem 60. Lebensjahr) das klinische Outcome, die Lebensqualität sowie die Wirksamkeit der Antiepileptika zu untersuchen.
Weitere Projekte beschäftigen sich mit verschiedenen bildgebenden Verfahren bei Patienten mit juveniler myoklonischer Epilepsie: resting state fMRT (Ria Betty Henck, Doktorandin) sowie strukturelle Bildgebung mittels MRT-basierter DTI/TBSS (Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Lotze und Dr. M. Domin, Functional imaging unit, Zentrum für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie, Universitätsmedizin Greifswald). Außerdem besteht eine Kooperation mit dem Institut für Humangenetik (Direktorin Frau Prof. Dr. Felbor). Hierbei beschäftigt sich die Arbeitsgruppe mit der Identifikation von genetischen Veränderungen, die mit juveniler myoklonischer Epilepsie assoziiert sind (Victoria Kowoll, Doktorandin Medizin).