Prof. Dr. med. Ulf Schminke
Professor für Klinische Neurophysiologie
Ltd. Oberarzt der Klinik für Neurologie
Die Arbeitsgruppe ist Teil des Forschungsverbundes Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald und erforscht unter Verwendung bevölkerungsbasierter Daten genetische Variationen, die mit subklinischen oder klinisch manifesten neurologischen Erkrankungen assoziiert sind. In enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Community Medicine und dem Institut für funktionelle Genomforschung werden genom- bzw. exom-weite Analysen nach genetischen Polymorphismen bei den jeweils ca. 4000 Teilnehmern der beiden bevölkerungsbezogenen Kohorten der Study of Health in Pomerania (SHIP und SHIP-Trend) durchgeführt. In gemeinsamen Meta-Analysen mit weltweitführenden epidemiologischen Studien, die im CHARGE-Konsortium zusammengeschlossen sind, wurden Gen-Loci identifiziert, die mit subklinischer Atherosklerose, White-Matter-Lesions im Gehirn und manifesten ischämischen Schlaganfällen assoziiert sind. Weitere genom-weite Analysen wurden außerdem zu anderen neurologischen Erkrankungen wie Migräne, Restless-Legs-Syndrom, generalisierten Epilepsien und Multipler Sklerose durchgeführt.
Neben den beiden bevölkerungsbasierten Kohorten wurde im Rahmen des zwischen 2009 und 2014 BMBF-geförderten GANI_MED-Projektes (Greifswald Approach to Inividualized Medicine) eine Patientenkohorte aus 400 Patienten mit akuten ischämischen Schlaganfällen rekrutiert und vergleichbar mit SHIP umfassend phänotypisch sowie bezüglich Biomarker der funktionellen Genomforschung („Omics“-Biotechnologien) charakterisiert. Ziel ist es, durch unterschiedliche Expressionsmuster von Biomarkern, vergleichbar mit einem biologischen Fingerabdruck, unterschiedlich Subtypen von Schlaganfällen zu identifizieren, anhand derer zukünftig individualisierte passgenaue Behandlungskonzepte entwickelt werden können.
Darüber hinaus besteht eine Kooperation mit dem IMT-PROG-Konsortium, das in longitudinalen Analysen den prädiktiven Wert der Progression von Atherosklerose auf zukünftige zerebrovaskuläre Erkrankungen untersucht.
Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit neuen Anwendungsmöglichkeiten der Ultraschalldiagnostik bei Patienten mit Erkrankungen des peripheren Nervensystems sowie bei Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen. Unter Verwendung hochfrequenter Schallköpfe und hochauflösender Bildverarbeitung können mittlerweile auch kleine Nerven zuverlässig im Ultraschallbild dargestellt werden. Somit ermöglicht die Ultraschalldiagnostik eine schnell durchführbare, kostengünstige und nicht-invasive Untersuchung morphologischer Veränderungen peripherer Nerven sowie deren umgebendes Gewebe. Diese Informationen sind häufig essentiell, um den genauen Ort und die Ursache der Schädigung präzise zu bestimmen.
Aktueller wissenschaftlicher Schwerpunkt ist die sonographische Untersuchung morphologischer Veränderungen peripherer Nerven bei Motoneuronerkrankungen und Polyneuropathien, insbesondere bei immun-vermittelten Neuropathien im Vergleich zur elektrophysiologischen Untersuchung.
Hinzu kommt ein edukatorischer Schwerpunkt in der Ausbildung zur Muskel- und Nervensonographie: Der Arbeitsgruppenleiter ist Kursleiter der DEGUM, Mitglied der Ultraschallkommission der DGKN DEGUM und ist wissenschaftlicher Leiter mehrerer Ultraschallkurse der Ultraschall-Akademie der DEGUM.