Dr. med. A. Angermaier, MSc
Facharzt für Neurologie
Die CT- und MRT-Bildgebung ist ein zentraler Bestandteil in der Diagnostik und Behandlung des ischämischen Schlaganfalls. Weiterhin hat die zerebrale Bildgebung das Potenzial prognostische Aussagen über den weiteren Verlauf des Patienten in der Akutphase zu machen. Mit der bildmorphologischen Analyse von Nativ-CT, CT-Angiographie und Perfusions-CT unter Einbeziehung von klinischen Routinedaten versuchen wir die Zusammenhänge zwischen Kern-Penumbra, Rekanalisationsbehandlung (systemische Thrombolyse und/oder Thrombektomie) und klinischem Outcome zu verstehen. Dabei existiert eine enge Zusammenarbeit mit dem Institut für Neuroradiologie (OA PD Dr. S. Langner, OA PD Dr. M. Kirsch).
Distaler Verschluss der A. carotis interna rechts mit nativer CT-, CT-Angiographie, Perfusions-CT und Digitaler-Subtraktionsangiographie-Bildgebung
Im Zuge der Überalterung der Gesellschaft gewinnen neurologische Erkrankungen immer mehr an Bedeutung. Häufig ist aber in strukturschwachen Regionen der Zugang zu fachärztlich neurologischer Expertise erschwert. Gerade neurologische Erkrankungen eigenen sich aufgrund der Wichtigkeit der Anamnese und des körperlichen Untersuchungsbefundes für eine Beurteilung mittels Audio-Visueller-Kommunikation über das Internet (Teleneurologie), so dass hier in strukturschwachen Regionen der neurologische Zugang und die Versorgungsqualität erhöht werden kann. In zwei teleneurologischen Projekten wird diese Umsetzbarkeit wissenschaftlich untersucht.
Im ANNOTeM-Projekt („Akutneurologische Versorgung in Nordostdeutschland mit telemedizinischer Unterstützung") beschäftigt sich die Arbeitsgruppe mit der teleneurologischen konsilarischen Behandlung von akuten neurologischen Erkrankungen im stationären Setting. In einer Netzwerkstruktur behandeln die teleneurologischen Zentren Universitätsmedizin Greifswald, Unfallkrankenhaus Berlin und die Universitätsmedizin Greifswald rund um die Uhr akutneurologische Patienten in 12 regionalen Kliniken in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Weitere wichtige Kernelemente sind die kontinuierliche Fortbildung der regionalen Kliniken, die Umsetzung eines konsequenten Qualitätsmanagements, der Unterhalt von spezialisierten Neuroakuteinheiten sowie die optimierte Verlegung von neurologischen Notfallpatienten. Die Ergebnisse einer 4-jährigen Evaluation (2017-2021) waren positiv.
Eine Übernahme in die Regelversorgung wird angestrebt. Pro Jahr werden netzwerkweit ca. 2000 Fälle bearbeitet.
Weitere Informationen unter www.annotem.de
Im NeTKoH-Projekt („Neurologisches Telekonsil mit Hausärzten) werden Patienten mit neurologischer Fragestellung direkt aus der Hausarztsprechstunde an einer universitären teleneurologischen Sprechstunde vorgestellt.
Hierfür wird ein telemedizinisches Netzwerk zwischen 33 Hausarztpraxen der Region Vorpommern und der Klinik und Poliklinik für Neurologie etabliert. Die Neurologie Greifswald bietet dafür zu den regulären Sprechstundenzeiten eine sofort erreichbare fachärztliche Konsultationsmöglichkeit an.
Mittels einer prospektiven Interventionsstudie in einem „Stepped-Wedge Cluster Design" soll dieses Netzwerkprojekt auf Effektivität, Implementierung und Wirtschaftlichkeit evaluiert werden. Es wird eine Interventionsgruppe, für die ein telemedizinisches Konsil durchgeführt wurde mit einer Kontrollgruppe, für die die bisherige Regelversorgung durchgeführt wird, verglichen.
Die Wartezeit auf eine fachärztliche Beurteilung soll durch die telemedizinische Vernetzung verkürzt, nicht notwendige Untersuchungen und stationäre Einweisungen vermieden und die Diagnose schneller gestellt und die Behandlung schneller initiiert werden. Somit soll die Versorgungsqualität der Patienten in der Hausarztpraxis verbessert, Abläufe in den Praxen optimiert und fachärztliche Versorgungslücken geschlossen werden. Die „Lotsenfunktion" der Hausärzte wird dadurch gestärkt.
Das Projekt wird als Konsortium unter Führung der Universitätsmedizin Greifswald durchgeführt. Weitere Konsortialpartner das Institut für Public Health der Charité-Universitätsmedizin Berlin, die AOK Nordost und die Techniker Krankenkasse und als Technologie-Partner die Firma MEYTEC. Das Projekt wird durch den Innovationsfond beim gemeinsamen Bundesausschuss (gBA) gefördert.
Weitere Informationen unter www.netkoh.de.