Was sind die Ursachen und wie wird Epilepsie behandelt?
Epilepsien gehören zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen, in Deutschland sind rund 600.000 – 800.000 Menschen betroffen. Bis zu 10% der Menschen haben in ihrem Leben einen epileptischen Anfall, von einer Epilepsie wird jedoch erst bei einem erhöhten Risiko für wiederholte unprovozierte epileptische Anfälle gesprochen. Es gibt vielfältige Ursachen für Epilepsien. Genetische Epilepsien treten beispielsweise eher im jüngeren Lebensalter auf, mit zunehmendem Lebensalter nehmen dann erworbene Hirnveränderungen als Ursache für sich neu manifestierende Epilepsien an Bedeutung zu. Oft lässt sich in der Diagnostik, die neben einer Elektroenzephalographie (EEG) und einer bildgebenden Diagnostik (v.a. MRT) auch andere Untersuchungen umfassen kann, jedoch auch keine eindeutige Ursache finden.
Behandlung
Insgesamt gibt es drei wesentliche Säulen der Epilepsietherapie. Einerseits steht eine Vielzahl anfallssupprimierender Medikamente zur Verfügung, mit denen bei etwa 70% der Patientinnen und Patienten mit Epilepsie mit den ersten beiden medikamentösen Therapieversuchen Anfallsfreiheit erreicht werden kann. Besteht eine Pharmakoresistenz, sollte evaluiert werden, welche Chancen und Risiken eine epilepsiechirurgische Behandlung hat. Als weitere Therapiemöglichkeit stehen zudem Stimulationsverfahren (u.a. Vagus-Nerv-Stimulation oder das EASEE System in Betracht.
Wie läuft ein epileptischer Anfall ab und was können Sie tun?
Ein epileptischer Anfall kann sich auf unterschiedliche Art äußern. Häufig treten Zuckungen einzelner Körperteile auf, genauso aber gibt es auch sehr milde, eher symptomarme Anfälle. In der Regel beginnt ein epileptischer Anfall plötzlich und ohne erkennbaren Anlass. Nach wenigen Minuten hört er von selbst wieder auf. Die Rate an Fehldiagnosen eines epileptischen Anfalls oder einer Epilepsie liegt bei bis zu 30%. Voraussetzung für eine sichere Diagnose ist eine möglichst genaue Beschreibung des Anfalls auch durch Augenzeugen.
Wichtig zur Vermeidung von Fehldiagnosen ist daher eine möglichst genaue Beschreibung des Anfalls durch Dritte. Diese Beobachtungen liefern später oft entscheidende Informationen bei der Diagnosefindung. Wichtige Fragen dabei sind zum Beispiel: Was ging dem Anfall voraus? Wie sah der Sturz aus, wenn es einen gab? Waren die Augen geöffnet oder geschlossen? Auf welcher Körperseite begannen Zuckungen? In welche Richtung war der Kopf gedreht? Hat die Person auf Ansprache reagiert?
PD Dr. Felix von Podewils spricht in der Sendung NDR Visite am 07.02.2023 zum Thema Epilepsie und erklärt, was Sie bei einem Anfall als Zeuge tun können.
LINK Mediathek
www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Epilepsie-Ursachen-Diagnose-und-Behandlung,epilepsie101.html
Video: Epilepsie: Ursachen, Diagnose und Behandlung
www.ndr.de/fernsehen/sendungen/visite/Epilepsie-Ursachen-Diagnose-und-Behandlung,visite22612.html
Video: Epilepsie: Was tun bei einem Anfall?
www.ndr.de/fernsehen/sendungen/visite/Epilepsie-Was-tun-bei-einem-Anfall,visite22614.html
Die Diagnostik und die konservative Behandlung von Epilepsien hat an der Neurologischen Universitätsklinik Greifswald eine jahrzehntelange Tradition. Im Jahre 1994 wurde die Epileptologie in Greifswald um ein Zentrum für prächirurgische Epilepsiediagnostik und Epilepsiechirurgie erweitert, das sich zu einem der anerkannten Epilepsiezentren in Deutschland entwickelt hat.
Im Epilepsiezentrum Greifswald besteht eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Neurologen / Epileptologen, Neuropädiatern, Neuropsychologen, Neuroradiologen, Neurochirurgen, Nuklearmedizinern, Neuropathologen, Anästhesiologen, Pharmakologen, medizinisch technischen Assistenten und EEG-Assistenten sowie speziell für die Betreuung von Patienten mit Epilepsie geschulten Schwestern und Pflegern. Im Rahmen regelmäßiger interdisziplinärer Fallkonferenzen werden diagnostische und therapeutische Konzepte erstellt und evaluiert.
Die Epilepsie zählt zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen und gilt insgesamt als gut behandelbar.
Ziel der Behandlung ist eine dauerhafte Anfallsfreiheit ohne Nebenwirkungen. Mit Medikamenten gelingt das bei etwa 70% aller Epilepsiepatienten. Bei weiteren 20% ist eine erfolgreiche chirurgische Therapie oder die Behandlung mit einem Vagusnervstimulator möglich.
Medikamentöse Therapie
Entscheidend ist, dass die Medikamente regelmäßig eingenommen und nicht ohne ärztliche Zustimmung abgesetzt werden sollten.
Welches Antiepileptikum im individuellen Fall verordnet wird, hängt von der zugrundeliegenden Epilepsieform ab. Die Medikamentendosis richtet sich nach verschiedenen Faktoren (z. B. Gewicht und Alter). Sollten Nebenwirkungen (wie z. B. Müdigkeit, Hautausschlag, Schwindel oder Übelkeit) auftreten, informieren Sie bitte sofort den Arzt. In den letzten Jahren stehen zahlreiche neue Antiepileptika zur Verfügung.
Epilepsiechirurgie
Die chirurgische Behandlung kommt für Patienten infrage, die nicht auf eine adäquate medikamentöse Therapie ansprechen. Eine weitere Voraussetzung ist, dass die Epilepsie von einem Herd im Gehirn ausgeht, der operativ entfernt werden kann, ohne dass zusätzliche Funktionsstörungen entstehen. Hierfür ist eine umfangreiche und aufwändige prächirurgische Epilepsiediagnostik erforderlich, die wir im Epilepsiezentrum Greifswald anbieten.
Vagusnervstimulation (VNS)
Bei diesem Verfahren wird ein Stimulator, ähnlich eines Herzschrittmachers, unterhalb des linken Schlüsselbeines unter der Haut implantiert, der über einen ebenfalls unter der Haut liegenden Draht mit dem linken Vagusnerv (X. Hirnnerv) im Halsbereich verbunden wird. Der Stimulator sendet dann regelmäßig Impulse, die über den Vagusnerv zum Gehirn geleitet werden um dort die Anfallsbereitschaft zu unterdrücken.
Die soziale Beratung und psychologische Betreuung spielen eine zentrale Rolle in unserem Behandlungskonzept. Deshalb besprechen Sie Konflikte, Schul- und Berufsprobleme sowie Fragen des täglichen Lebens mit uns. Ihre eigene Mitarbeit ist für den Gesamterfolg der Behandlung und ihre Lebensqualität von entscheidender Bedeutung.
>> Zurück zur Startseite "AG Epileptologie"
Die Anmeldung eines Patienten zur stationären Aufnahme in unserem Epilepsiezentrum kann telefonisch über die Video-EEG-Monitoring-Einheit erfolgen.
Telefon: 03834 86-6822 (Frau Bojak)
Für eine ausführliche Epilepsiediagnostik oder eine Umstellung der medikamentösen Therapie sollten Sie allgemein mit einer stationären Behandlungsdauer von 7 bis 10 Tagen rechnen, die Behandlungsdauer wird jedoch individuell festgelegt und kann von diesen allgemeinen Angaben abweichen.
Priv.-Doz. Dr. med. Felix von Podewils, MHBA
Leiter des Zentrums für prächirurgische Epilepsiediagnostik und der Epilepsie-Ambulanz
Telefon: | 03834 86-6832 |
Fax: | 03834 86-6880 |
Email: | |
Montag – Freitag | 8:00 – 11:00 und 13:00 – 15:30 Uhr |
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass Sprechstunden / ambulante Behandlungen nur nach Terminvereinbarung stattfinden.
Epilepsie-Ambulanz | Montag 9:00 - 12:30 Uhr (Priv.-Doz. Dr. von Podewils) |
VNS-Sprechstunde | Montag 8:30 - 10:00 Uhr (Frau Dr. Gaida) |
Telefonsprechstunde | Mittwochs 10:00 - 11:00 Uhr (nach vorheriger Anmeldung unter 03834 86-6832) |
Zentrum für prächirurgische Epilepsiediagnostik und operative Epilepsietherapie,
Video-EEG-Monitoring
Das interdisziplinäre Epilepsiezentrum Greifswald verfügt seit dem Jahr 1994 über ein Video-EEG-Monitoring mit derzeit 5 Ableitbetten. Davon sind 4 Betten mit einem Video-EEG-Monitoring ausgestattet, wodurch die Möglichkeit für eine prächirurgische EEG-Diagnostik besteht. Ein Bett verfügt über ein Video-Monitoring.
Die Ausstattung ermöglicht die Beobachtung von epileptischen Anfällen und Klassifizierung von Epilepsien und bietet zudem die Möglichkeit zur nicht-invasiven und invasiven prächirurgischen Epilepsiediagnostik. Das Video-EEG-Monitoring ist kontinuierlich mit zwei Mitarbeitern (Pflegekräfte, medizinisch-technische Assistenten) besetzt.
Es finden täglich Monitoring-Konferenzen statt, an denen ärztliche Mitarbeiter, medizinisch-technische Assistenten, Pflegekräfte, Psychologen/Neuropsychologen sowie auch Physio- und Ergotherapeuten und Mitarbeiter des Sozialdienstes teilnehmen. Im Rahmen dieser Konferenzen werden die aufgezeichneten Anfälle sowie die EEG-Daten ausgewertet und Diagnostik- und Behandlungskonzepte für die Patienten individuell festgelegt. In regelmäßigen Abständen finden interdisziplinäre Fallkonferenzen unter Beteiligung von Epileptologen, Neuropädiatern, Psychologen/Neuropsychologen, Neurochirurgen, Neuroradiologen, Nuklearmedizinern sowie Neuropathologen statt. Es besteht hierbei eine Kooperation mit dem Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main (Prof. Dr. med. F. Rosenow, Prof. Dr. med. A. Strzelczyk). Im Rahmen dieser interdisziplinären Fallkonferenzen werden invasive Ableitungen oder auch mögliche epilepsiechirurgische Eingriffe geplant.