Neuromuskuläre Erkrankungen


Leitung

Prof. Dr. med. Ulf Schminke
Professor für Klinische Neurophysiologie
Ltd. Oberarzt der Klinik für Neurologie

Die Diagnosestellung von neuromuskulären Erkrankungen ist aufgrund der klinischen und genetischen Heterogenität bei vielen Patienten nicht einfach. Die klinische Untersuchung alleine ermöglicht zwar häufig eine Verdachtsdiagnose zu stellen, eine definitive diagnostische Einordnung gelingt jedoch meistens erst nach Inanspruchnahme spezieller Untersuchungsmethoden in dafür ausgewiesenen Laboren. Hierbei gilt es nicht nur behandelbare Erkrankungen frühzeitig zu identifizieren, sondern auch diagnostische Unsicherheiten zu beenden und ggf. unwirksame nebenwirkungsreiche Therapien abzusetzen. Leider dauert es heute immer noch sehr lange, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Deshalb sollten Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen in Deutschland in einem von der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke (DGM) zertifizierten neuromuskulären Zentren untersucht werden.

Diagnostik und Therapie können ambulant über unsere Spezialsprechstunden oder in komplexeren Fällen auch stationär erfolgen.

Sprechstunde für Neuromuskuläre Erkrankungen, ALS und Myasthenie

Neuromuskuläre Erkrankungen sind gekennzeichnet durch eine Abnahme der Muskelmasse (Muskelschwund, Atrophie) oder durch eine Muskelschwäche (Parese). Dabei können entweder nur einzelne Muskelgruppen oder auch die gesamte Muskulatur des Körpers betroffen sein. Muskelschmerzen können zusätzlich auftreten. Als alleiniges Symptom sind Muskelschmerzen aber nur selten Ausdruck einer neuromuskulären Erkrankung.

Insgesamt gibt es ca. 800 unterschiedliche neuromuskuläre Erkrankungen (Klassifikation nach Walton). Jede einzelne davon zählt zu den seltenen Krankheiten (Orphan Diseases), bei denen weniger als 5 Menschen pro 10.000 Einwohnern betroffen sind. Es gibt sowohl erbliche (genetisch bedingte) als auch erworbene Formen neuromuskulärer Erkrankungen. Man unterteilt dabei in:

  • Erkrankungen der motorischen Nerven
    • Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
    • Spinale Muskelatrophie (SMA)
  • Erkrankungen der neuromuskulären Übertragung
    • Myasthenia gravis
  • Erkrankungen der Muskulatur
    • Progressive Muskeldystrophien
    • Kongenitale Myopathien und Strukturmyopathien
    • Myotonien und muskuläre Ionenkanal-Erkrankungen
    • Mitochondriale Erkrankungen
    • Stoffwechselbedingte Myopathien und Speichererkrankungen
    • Entzündliche Muskelerkrankungen (Myositis)

Die Sprechstunde für Neuromuskuläre Erkrankungen, ALS und Myasthenie ist Teil des neuromuskulären Zentrums Greifswald, das mit dem Gütesiegel der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke e.V. (DGM) zertifiziert ist und in dem unterschiedliche Fachrichtungen interdisziplinär zusammenarbeiten. In unserer Sprechstunde erfolgt eine

  • umfassende Diagnostik aller neuromuskulären Erkrankungen des Erwachsenenalters inklusive
    • Elektromyograophie (EMG) und -neurographie (ENG)
    • Muskel- und Nervensonographie
    • Labor- und Antikörperdiagnostik
  • ausführliche Beratung von Betroffenen und deren Angehörigen
  • Leitlinien-gerechte Therapie und Hilfsmittelversorgung
    • inklusiver Therapien mit Nursinersen und Risdiplam bei der SMA

Es besteht außerdem eine enge Zusammenarbeit mit dem Institut für Humangenetik (molekulargenetische Diagnostik), der Klinik für Neurochirurgie (Nerven- und Muskelbiopsien) und dem Institut für Pathologie (histologische Untersuchung von Gewebeproben) sowie der Beatmungssprechstunde der Klinik für Innere Medizin B und der rheumatologischen Sprechstunde der Klinik für Innere Medizin A. Für komplexere Fälle stehen auch stationäre Betten zur Verfügung. Hier kann auch eine Eskalationstherapie (Immunglobulinie, Plasmapherese, Antikörpertherapie) bei krisenhafter Verschlechterung einer Myasthenia gravis erfolgen. Darüber hinaus gibt es einen regelmäßigen Austausch mit dem Landesverband der Deutschen Gesellschaft Muskelkranke e.V. 

Terminvergabe

Wie können Sie sich anmelden?

  • Termine nur nach Vereinbarung,
  • telefonische Terminvergabe: 03834 86-6832
    (eine Terminvergabe per e-mail ist aus Datenschutzgründen nicht möglich)

Wo finden Sie uns?

  • Anmeldung zur Sprechstunde erfolgt in der Poliklinik für Neurologie
    Klinikum, Ferdinand-Sauerbruch-Str., Haus B, Erdgeschoss

Was müssen Sie mitbringen?

  • Überweisungsschein vom Hausarzt oder niedergelassenen Facharzt
  • Befunde / Arztbriefe über bisher stattgefundene Diagnostik
  • MRT-Bilder und Röntgen-Bilder als CD

Sprechstunde für Elektrophysiologische Diagnostik und EMG-gezielte Botulinumtoxin-Behandlung

Eine elektrophysiologische Diagnostik dient zur Klärung der Ursachen von Erkrankungen oder Verletzungen peripher Nerven oder von neuromuskulären Erkrankungen.

An Untersuchungsmethoden stehen eine 4-Kanal-Elektromyographie (EMG) mit Oberflächenelektroden und konzentrischen Nadelelektroden sowie eine sensible Neurographie mit Oberflächenelektroden zur Verfügung.

Indikationen zur elektrophysiologischen Untersuchung sind:

  • Nervenkompressionssyndrome
  • Wurzelkompressionssyndrome
  • Polyneuropathien
  • Taumatische Läsionen peripherer Nerven
  • Nervenscheidentumore
  • Motoneuron-Erkrankungen
  • Neuromuskuläre Erkrankungen
  • Fokale Dystonien

EMG-gezielte Botulinumtoxin-Behandlung bei zervikaler Dystonie

Eine EMG-gezielte Behandlung mit Botulinumtoxin ist eine hochwirksame Therapie von zervikalen Dystonien mit überwiegend rotatorischer Bewegungskomponente („Torticollis spasmodicus“) und von einer fokalen Spastik der Hand, wenn nur einzelne Muskeln betroffen sind. Durch eine elektromyographische (EMG-) Kontrolle unter Verwendung speziell präparierter Hohlnadeln gelingt eine gezielte Injektion von Botulinumtoxin in diejenigen Muskeln, in denen es seine Wirkung optimal entfalten kann. Dadurch kann die Dosis verringert und unerwünschte Wirkungen wie Schluckstörungen vermieden werden.

  • Eine Behandlung einer Spastik der oberen und unteren Extremitäten mit übermäßigem Faustschluss oder mit Spitzfußstellung kann in der Spezialsprechstunde für Bewegungsstörungen erfolgen.

Terminvergabe

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt ein?

  • Überweisung von einem niedergelassenen Neurologen oder Nervenarzt
  • Überweisungen vom Hausarzt können nicht akzeptiert werden!

Wie können Sie sich anmelden?

  • Termine nur nach Vereinbarung,
  • telefonische Terminvergabe: 03834 86-6837
    (eine Terminvergabe per e-mail ist aus Datenschutzgründen nicht möglich)

Wo finden Sie uns?

  • Anmeldung zur Sprechstunde erfolgt in der Poliklinik für Neurologie
    Klinikum, Ferdinand-Sauerbruch-Str., Haus B, Erdgeschoss

Was müssen Sie mitbringen?

  • Überweisungsschein vom niedergelassenen Neurologen oder Nervenarzt
  • Befunde / Arztbriefe über bisher stattgefundene Diagnostik sowie über eine eventuelle frühere Behandlung mit BoNT
  • MRT-Bilder und Röntgen-Bilder als CD
  • Medikamentenplan über alle aktuell eingenommenen Medikamente