Behandlungsspektrum - Andrologie

Definition und Aufgaben der Andrologie:

Andrologie umfasst alle Bereiche der Medizin und der Naturwissenschaften, die sich mit den Fortpflanzungsfunktionen des Mannes unter physiologischen und pathologischen Bedingungen auseinandersetzen.“

(Satzung der Europäischen Akademie für Andrologie EAA).

 

Die Andrologie ist die Lehre von den Fortpflanzungsfunktionen des Mannes und deren Störungen in allen Lebensphasen.

„Da die Bezeichnung „Männerarzt“ mit der Zusatzbezeichnung „Andrologie“ als identisch bzw. verwechselbar betrachtet wird, stellt die Ständige Konferenz „Ärztliche Weiterbildung“ fest, dass diese Bezeichnung nur in Verbindung mit der erfolgreich erworbenen Zusatzweiterbildung „Andrologie“ geführt werden darf“ (Prof. Nieschlag 2006).

 

Zentrale Themen der Andrologie sind:

  • Störungen der Zeugungsfähigkeit (Infertilität)
    In der andrologischen Sprechstunde werden die reproduktiven Funktionen des Mannes unter natürlichen und krankhaften Bedingungen untersucht. Die Erkennung von Ursachen und die Behandlung von Störungen der Zeugungsfähigkeit des Mannes sind Aufgaben des Andrologen. Zusätzlich zu den bereits seit langem verfügbaren Verfahren der assistierten Befruchtung (intrauterine Insemination = IUI und in-vitro-Fertilisation = IVF) und der dazu erforderlichen Spermaaufbereitungsverfahren wurde vor etwas mehr als 10 Jahren die Behandlung der schweren männlichen Zeugungsunfähigkeit durch die assistierte Befruchtung mittels intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (= ICSI) erheblich verbessert. Die Zusammenarbeit von Andrologen, Reproduktionsmedizinern, Gynäkologen, Genetikern, Sexualmedizinern und Psychotherapeuten stellt dabei einen unverzichtbaren Bestandteil der Kinderwunschbehandlung dar.
  • Der alternde Mann (Seneszenz)
    Die Lebenserwartung des Mannes steigt ständig und damit verbunden auch der Wunsch nach hoher Lebensqualität im Alter. Bei unzureichender wissenschaftlicher Datenlage versucht die Anti-Aging-Medizin und verschiedene unkontrollierte Behandlungsvorschläge in diese Lücke zu springen. Eine Aufgabe des Andrologen ist es, den alternden Mann evidenz-basiert zu betreuen. Dazu gehören die Besonderheiten der Zeugungsfähigkeit des alternden Mannes, die zunehmende erektile Dysfunktion, die Symptomatik bei gutartiger Prostatavergrößerung (LUTS - Lower Urinary Tract Symptoms), die Osteoporose mit erhöhtem Frakturrisiko sowie allgemeine internistische Erkrankungen, die vor allem den alternden Mann betreffen. Der Androloge berät den Mann mit urologischen, internistisch-endokrinologischen und dermatologischen Spezialkenntnissen. Im Vordergrund der Behandlungsmöglichkeiten steht heute eine nach internationalen Empfehlungen zu erfolgende Testosteron-Substitution. Hinzu kommen insbesondere Maßnahmen der Prävention.
  • Störungen der Hormonbildung im Hoden (Hypogonadismus)
    Eine Beeinträchtigung der Hormonbildung im Hoden (Testosteronmangel) kann zu schweren Störungen des Befindens und der Körperfunktionen (Blutbildung, Knochenstoffwechsel, Anabolismus, kognitive Funktionen, Stimmung, Libido und Erektionsfähigkeit) führen. Die vielfältigen Ursachen eines derartigen Hypogonadismus (eingeteilt in primären, sekundären und Alters-Hypognadismus) werden vom Andrologen erkannt, wobei heute ebenfalls genetische Ursachen eine große Rolle spielen. Die Diagnostik eines Testosteronmangels und die Durchführung einer Substitutionstherapie mit Gelen, Tabletten, Kapseln oder Injektionen verbessert nicht nur die Lebensqualität des Patienten, sondern beugt auch schweren Folgeschäden (z.B. Knochenfrakturen) vor. Die Überwachung der Substitutionsbehandlung und das Erkennen von Kotraindikationen gehört zu den Aufgaben des Andrologen.
  • Männliche Verhütung (Kontrazeption)
    Für den Mann steht derzeit als sicherste Verhütungsmethode nur die Vasektomie (Durchtrennung der Samenleiter) zur Verfügung, über deren Indikation und Risiken der Androloge berät. Wenngleich dieses Verfahren auch bei 80 % der Männer mittels operativer mikrochirurgischer Techniken erfolgreich rückgängig zu machen ist, bleibt ein hohes Restrisiko dafür, dass die natürliche Zeugungsfähigkeit nicht wieder erlangt wird. In derartigen Fällen kommen Verfahren der assistierten Reproduktion mit Gewinnung von Spermien aus einer Hodenbiopsie (TESE) mit nachfolgender ICSI in Frage.
  • Störungen der Ejakulation / des Orgasmuserlebens
    Lesen Sie hierzu unsere Ausführungen zum Behandlungsschwerpunkt Sexualmedizin.
  • Störungen der Erektionsfähigkeit (erektile Dysfunktion)

 

 

Weiterführende Informationen