Die Durchtrennung der Samenleiter (Vasektomie) zur Sterilisation bei abgeschlossener Familienplanung wird in Deutschland ca. 50 000 Mal pro Jahr durchgeführt. Sechs bis zehn Prozent der Männer, die sich sterilisieren ließen, wollen diesen Eingriff aus unterschiedlichen Motiven wieder rückgängig machen und eine Refertilisierung vornehmen lassen. Unter Refertilisierung versteht man das künstliche Wiederherstellen des Samenleiters des Mannes, hierfür müssen die durchtrennten Samenleiterenden wieder zusammengeführt werden. Häufigstes Motiv ist eine neue Partnerschaft, aber auch der Tod eines Kindes oder verbesserte finanzielle Verhältnisse können zu einem erneute Kinderwunsch führen; etwa 3,5% aller sterilisierten Männer lassen sich refertilisieren.
Die von Urologen bevorzugte Methode zur Refertilisierung ist die Vasovasostomie. Dies ist eine Methode bei der mit einer Wahrscheinlichkeit von 40-70 % ein bestehender Kinderwunsch nach vorausgegangener Vasektomie verwirklicht werden kann.
Die Vasovasostomie ist ein mikrochirurgisches Verfahren, das sehr viel Feingefühl und Operationsgeschick des Arztes voraussetzt. Da die Strukturen, mit denen der Arzt bei einer Vasovasostomie arbeitet, in etwa größenvergleichbar mit einer Spaghetti sind, sind die Anforderungen an die Präparationstechnik sehr hoch, so dass der Eingriff unter einem speziellen Operationsmikroskop erfolgt.
OP-Instrumente für die Vasovasostomie
Bei einer Vasovasostomie werden die Samenleiter über zwei kleine Schnitte in der Hodenhaut freigelegt und präpariert. Anschließend werden die Samenleiter mit sehr feinen Nähten (vergleichbar mit einem Haar) und einer speziellen, mehrschichtigen Nahttechnik wieder aneinander geführt. Schon während dem Eingriff wird die Durchgängigkeit der getrennten Samenleiter überprüft.
Sind unter dem Mikroskop aus dem vom Hoden kommenden Samenleiterende keine Spermien oder Spermienfragmente zu verzeichnen, so hat der Operateur die Möglichkeit, die Nebenhodenkanälchen direkt mit dem oberen zur Harnröhre verlaufenden Ende des Samenleiters zu verbinden. Diese Methode wird Tubulovasostomie genannt. In der Regel plant der behandelnde Arzt zuerst eine Vasovasostomie und entscheidet während dem Eingriff, ob eine Tubulovasostomie notwendig ist.
Sowohl eine Vasovasostomie als auch eine Tubulovasostomie hat, wie jeder chirurgische Eingriff, Risiken, wie zum Beispiel Wundheilungsstörung, Infektion der Wunde und/oder des Nebenhodens und die Entstehung eines Blutergusses im Hodensack.
Refertilisierungen werden in der Regel unter Vollnarkose durchgeführt. Patienten müssen in der Regel mit einer Operationszeit von zwei bis vier Stunden rechnen.
Während es nach einer Vasovasostomie bei bis zu 70 Prozent aller Paare zu einer Schwangerschaft kommt, sind es bei einer Tubulovasostomie nur ca. 50 Prozent. Die Erfolgsrate ist abhängig von der zeitlichen Dauer der zurückliegenden Vasektomie und vom Alter der Frau, deren Fruchtbarkeit mit dem Alter abnimmt. Die besten Ergebnisse lassen sich innerhalb der ersten zwei Jahre nach einer Sterilisation erzielen. Aber auch nach über 15 Jahren bestehen noch Erfolgsaussichten von ca. 50% (Fuchs et al. 2002). Der Erfolg ist an der Anzahl der Geburten leicht messbar. Grundsätzlich besteht jedoch ein Unterschied zwischen dem technischen Erfolg, bei dem die Durchgängigkeit des Samenleiters wieder hergestellt wurde und dem funktionellen Erfolg einer Schwangerschaft.
Mit einer Schwangerschaft kann nach 6-12 Monaten gerechnet werden.
Verglichen mit anderen Refertilisierungsmethoden wie zum Beispiel einer künstlichen Befruchtung sind die Erfolgaussichten einer Refertilisierungs-operation sehr viel höher, bei viel günstigeren Kosten, so dass bei Kinderwunsch nach Sterilisation nahezu immer der mikrochirurgischen Refertilisierung der Vorzug gegeben werden sollte.
Die Kosten für eine Refertilisation muss der Patient in aller Regel selbst tragen, da es sich hierbei meist um einen Wunscheingriff handelt. Wenn der Verschluss der Samenleiter durch eine Erkrankung oder eine angeborene Fehlbildung entstanden ist, übernehmen Krankenkassen in vielen Fällen einen Teil der Behandlungskosten oder tragen die Kosten ganz. Eine Refertilisierung besteht wie jeder operative Eingriff aus mehreren Kostenpunkten. Je nach Methode entstehen Kosten in Höhe von ca. 3000 Euro. Diese beinhalten: Beratungsgespräch inklusive Voruntersuchung, Anästhesie (Vollnarkose), Operation, stationäre Behandlung für 1 Nacht und die medizinische Nachsorge.
Da es in Deutschland nur wenige Spezialisten für eine Refertilisation mittels Vasovasostomie und Tubulovasostomie gibt, kommen in einigen Fällen Reisekosten hinzu. Um eine Klinik oder einen Facharzt in der Nähe des Wohnortes zu finden, können Beratungsstellen oder das Internet genutzt werden.
Selbstverständlich können Sie auch gerne telefonisch mit uns Kontakt aufnehmen und einen Termin zur persönlichen Beratung mit uns vereinbaren.