Am 16. und 17. September 2013 fand in Greifswald die 4. Jahrestagung von GANI_MED unter dem Motto "Innovation und Translation in der Individualisierten Medizin" statt.
Den ca. 100 Teilnehmern der Veranstaltung wurde die Individualisierte Medizin aus den verschiedensten Blickwinkeln vorgestellt. Die Referenten aus Wissenschaft und Wirtschaft zeigten viele Schnittstellen auf, die in Zukunft durch Kooperationen bearbeitet werden können.
Bei der Auftaktveranstaltung am Abend des 16.09. in der barocken Aula der Universität Greifswald erläuterte Prof. Erich Bornberg-Bauer von der Universität Münster neue evolutionäre Ansätze in der Bioinformatik. Hierzu zählen neue "Big Data"-Auswertungsmethoden, die modulare Evolution von Proteinen und andere evolutionäre Konzepte. Im Anschluss gab Prof. Arndt Rolfs von der Universität Rostock einen spannenden Überblick über innovative Diagnostikmethoden seltener Erkrankungen des von ihm gegründeten Unternehmens Centogene AG. Mittlerweile beschäftigt die Centogene AG mehr als 200 Menschen. Er verriet dabei, wie er durch einen Zeitungsartikel dazu kam, bei einem Patienten die schwer diagnostizierbare Krankheit Morbus Gaucher festzustellen und daraufhin gemeinsam mit seinen Mitarbeitern einen Diagnoseplan zu entwickeln um anderen betroffenen Menschen besser helfen zu können.
Am Dienstag, den 17.09., wurden die Tagungsgäste von dem GANI_MED Verbundkoordinator und Moderator der Veranstaltung Prof. Hans. J. Grabe begrüßt. In den Grußworten von Herrn Prof. Biffar, Dekan der Universitätsmedizin Greifswald, Herrn Prof. Schumacher, Prorektor der Universität Greifswald und Herrn Venohr vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur MV wurde deutlich, dass die Individualisierte Medizin am Standort Greifswald nicht nur wissenschaftliche Akzente setzen wird sondern über translationale Projekte auch eine klinische und wirtschaftliche Vernetzung mit sich bringen wird. Das Alleinstellungsmerkmal der Individualisierten Medizin soll und wird auch die Gesundheitsregion Vorpommern prägen und zu weiteren Entwicklungen führen.
Die Ziele, Strategiekonzepte und Highlights von GANI_MED wurden von Prof. Hans J. Grabe vorgestellt. Die Synergieeffekte zwischen der Study of Health in Pomerania und GANI_MED machen den Wissenschaftsstandort Greifswald einzigartig und ermöglichen einen mehrstufigen Prozess der Hypothesengenerierung, der Hypothesentestung und des Transfers in klinische Stichproben, um das tatsächliche diagnostische oder therapeutische Potenzial der Befunde zu ermitteln.
Als möglicher Kooperationspartner mit Interesse an einer engeren Zusammenarbeit von Diagnostik und Pharma rückte Götz Baumann von der Roche Pharma AG die Herausforderungen für die Pharma-Industrie im Bereich der Individualisierten Medizin in den Vordergrund. Die Roche Pharma AG hat die Personalisierte Medizin als eigenen Schwerpunkt in das Produktprogramm aufgenommen und bereits Medikamente entwickelt, die mithilfe der Biomarker-basierten Diagnostik ganz gezielt auf bestimmte Gruppen von Patienten mit ähnlichen Merkmalen in ihrer genetischen Ausstattung oder in den molekularen Mechanismen ihrer Krankheit zugeschnitten werden.
Zwei verschiedene Arten von Zellkollektoren wurden von Unternehmern aus Mecklenburg-Vorpommern vorgestellt. Der Geschäftsführer der führenden Biotech Firma Miltenyi Biotec GmbH startete sein Unternehmen mit 5.000 Euro im Keller seiner Eltern und expandierte auf inzwischen über 1.200 Mitarbeiter. Ausgehend von der Genomanalyse erklärte er, wie die Entwicklung zielgerichteter Therapien vor allem im Bereich der personalisierten Tumortherapie möglich wurde.
Dr. Klaus Lücke von der GILUPI GmbH erläuterte, wie mit dem selbst entwickelten Zellkollektor zirkulierende endotheliale Zellen in vivo isoliert werden können.
Die Erfolge der Unternehmen zeigen, dass Individualisierte Medizin auch in der Industrie bereits erfolgreich umgesetzt wird.
Ein innovatives Forschungsprojekt aus Leipzig stellte Prof. Horn vom Fraunhofer Institut Leipzig vor. Bei RIBOLUTION werden durch umfassendes, genomweites Screening neue RNA-Biomarker für ausgewählte Krankheiten identifiziert und ihre diagnostische Anwendbarkeit validiert.
Insbesondere im Bereich der nicht-kodierenden RNA-Biomarker deuteten sich spannende Kooperationsmöglichkeiten zwischen RIBOLUTION und GANI_MED an.
Frau Prof. Nicole Endlich berichtete aus dem konkreten Forschungsalltag von GANI_MED und stellte dabei ihr Forschungsprojekt über chronische Nierenerkrankung am Institut für Anatomie und Zellbiologie vor. "An chronischer Nierenerkrankung, kurz CKD, leiden weltweit ca. 500 Millionen Menschen, d.h. einer von 10 ist davon betroffen. Mehr noch, weltweit sind ca. 1,5 Millionen Menschen dialysepflichtig, Tendenz steigend. Es ist daher von höchster Brisanz, herauszufinden, welche Menschen potentiell gefährdet sind um früh gegenzusteuern", so Endlich.
Dr. Jörg Bernhardt von DECODON, einem Firmenpartner von GANI_MED zeigte anhand von eindrucksvollen Bildern, die vor Ort entwickelten Software-Technologien, mit denen große Datenmengen visualisiert werden können.
Zum Abschluss der Tagung, brachte Dr. Ulrike Kutscha eine erfreuliche Nachricht aus Heidelberg mit. Als externes Teilprojekt von GANI_MED wird von der Arbeitsgruppe um Frau Dr. Kutscha am Universitätsklinikum Heidelberg an der Entwicklung eines i2b2-Systems für GANI_MED gearbeitet, das die Auswahl der Daten für Forschungszwecke in Zukunft erheblich erleichtern wird.