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Interaktionen genetischer Faktoren und Umweltbedingungen bei Depression – die SHIP-LEGENDE Studie

Aufgrund von Familien- und Zwillingsstudien geht man davon aus, dass depressiven Erkrankungen eine Erblichkeit von etwa 40 % zugrunde liegt. Die Identifikation von direkten Risikogenen hat sich bislang als schwierig erwiesen. In den gängigen Krankheitsmodellen der Depression geht man davon aus, dass psychosoziale Stressbelastungen bei „vulnerablen“ Menschen zu dem Auftreten von Depressionen führen können. Diese Vulnerabilität kann zum Teil genetisch determiniert sein. Somit ist es das Ziel dieses Forschungsprojekts, genetische Faktoren zu identifizieren, die in Wechselwirkung mit Stressbelastungen zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko beitragen.

In der DFG geförderten SHIP-LEGENDE Studie (“Life-Events and Gene-Environment Interaction in Depression”) wurden zwischen 2007-2010 2400 Probanden interviewt und vollständig psychometrisch charakterisiert. Das Rekrutierungssample beruht auf der Stichprobe der Study of Health in Pomerania (SHIP), die 1996 ins Leben gerufen und derzeit in der 3. Erhebungswelle (SHIP-2) prospektiv erhoben wird. Die ursprüngliche Zielpopulation (20-79 Jahre) umfasste 212,157 Bewohner von 3 Städten und 29 umliegenden Gemeinden der Regionen Stralsund und Greifswald. In der ersten Auswahl wurden 6,267 Personen gezogen, von denen 4,310 Personen (Kaukasier) vollständig in SHIP-0 (1997-2001) untersucht wurden. Das erste Follow-up (SHIP-1) wurde 5 Jahre später begonnen und umfasste 3300 Personen. Die 3. Erhebungswelle SHIP-2 umfasst unter anderem ein Ganzkörper-MRT mit einer ausführlichen Sequenz-Schichtung des Gehirns.

Die Analyse der Bildgebungsdaten aus SHIP-2 und SHIP TREND hat begonnen. Neben SPM8 und VBM verwenden wir FreeSurfer und FSL als Segmentierungsprogramme. Im Mittelpunkt stehen hierbei Untersuchungen zu Effekten von Traumatisierung und Depression sowie Einflüsse von Genpolymorphismen auf Hirnstrukturen.

 

 

Forschungsprojekte und Publikationen in SHIP-LEGENDE:

 

1. Interaktion zwischen Life-events, 5-HTTLPR, BDNF und FKBP5 und Depression

2. Genomweite Analysen

a. Patrick Sullivan: Piccolo-Gen und Depression - Metaanalyse

b. CHARGE-Konsortium (u.a. Framingham, ARIC, Rotterdam plus, ergoplus, MONICA/KORA): Metaanalyse zu Depression auf Grundlage der Affymetrix 6.0 GeneChip Charakterisierung (n=36000)

c. Nikotinabhängigkeit/Nikotinabstinenz (mit F. Tozzi und M. Munafo)

d. Genomweite G x E Analysen

3. CNV (Copy Number Variations)

a. Analyse zu Depression (CNVs auf Affymetrix 6.0 GeneChip) (Deborah Janowitz)

4. Kooperationen mit M. Rietschel (ZI Mannheim) und A. Reif (Würzburg) zur Genetik von Persönlichkeits- und Temperamentsfaktoren

 

Publikationen

 

 

 

Psychometrische Diagnostik in SHIP-LEGENDE

 

Strukturiertes Interview zur Erfassung psychischer Störungen (Lifetime-Version)

Für die Diagnostik psychischer Störungen wurde in dieser Studie das DIA-X (Wittchen & Pfister, 1997) ausgewählt. Das DIA-X stellt eine überarbeitete und zugleich erweiterte Version des CIDI, des Composite International Diagnostic Interview, dar und ermöglicht eine umfassende Diagnosestellung nach den gängigen Klassifikationssystemen ICD-10 (WHO, 1994) und DSM-IV (APA, 1994). Dabei ermöglicht es unter anderem die Feststellung von Lebenszeit- und Querschnittskomorbiditätsmustern und die Feststellung zeitlicher Beziehungen im Sinne einer Symptomprogression. Es zeichnet sich dabei durch eine hohe Interrater-Reliabilität von Kappa .81 bis 1.0 bezüglich der Symptominformation, sowie .82 bis .98 der diagnostischen Entscheidungen aus. Die Test-Retest-Reliabilität ist für einen Zeitraum von 1 bis 3 Tagen angegeben und nimmt in den verschiedenen diagnostischen Störungsgruppen Werte zwischen .49 und .83 an.

 

Interview zur Erfassung von Lebensereignissen (Lifetime Version)

Hierzu wurde die Stralsunder Ereignisliste (SEL) entwickelt. Diese ermöglicht eine Erfassung von 90 Lebensereignissen aus verschiedenen psychosozialen Dimensionen in 5-Jahres-Intervallen über die Lebenszeitspanne. Zusätzlich findet ein Assessment der letzten 12-und 24-Monate vor Interview statt. Zuvor im diagnostischen Interview identifizierte depressive Episoden (die jeweils erste und schwerste Episode) werden dezidiert bezüglich vorausgegangener Life-events geprüft. Es finden Ratings über die jeweilige subjektive Einschätzung der Ereignisse statt sowie bezüglich der damals erfahrenen sozialen Unterstützung. Positive Lebensereignisse werden ebenfalls erfasst und codiert. Die gesamte SEL ist als Access-Maske programmiert.

 

Self-Rating Fragebögen:

Auswahl international etablierter Fragebögen zur Erfassung von kindlichen Lebensumständen (Childhood Trauma Questionnaire), zur Alexithymie (Toronto-Alexithymie-Skala; TAS-20), Persönlichkeit (NEO-FFI-30), Resilienz (Resilienzskala (RS-25), Life-Orientation-Test (LOT-R), Sence of Coherence (SOC-9)), zur Stressbelastung (Kurzer Fragebogen zu Belastung (KFB), Trierer Inventar zu Coping und Stress (TICS-Kurzversion)), zu Copingstilen (Coping Inventory for Stressful Situations, CISS), sozialer Unterstützung (K-14) und aktueller Depressivität (Beck-Depression-Inventar, BDI-II). Alle Fragebögen sind als Access-Eingabemaske programmiert.

 

 

Literatur



Aktuelles

Blickpunkt

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