Die medizinhistorische Sammlung des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin hat eine relativ junge Geschichte. Ihr Schwerpunkt sind der medizinische Alltag und die Medizintechnik in der DDR. Die Sammlung umfasst derzeit etwa 1.000 Objekte, die überwiegend aus DDR-Produktion stammen, teilweise aber auch aus RGW-Ländern sowie gelegentlich aus westlicher Produktion. Neben vielen Errungenschaften der DDR-Medizintechnik und typischen Utensilien aus DDR-Kliniken und Arztpraxen verfügt die Sammlung auch über Objekte, deren Ursprung noch weiter zurückzudatieren ist.
Medizintechnische Alltagsgegenstände und -geräte der DDR standen bislang nicht im Fokus der Öffentlichkeit und sind gerade in universitären Sammlungen unterrepräsentiert. Dabei bieten sie in ihrer Materialität und ihren historischen Kontexten für Forschungs- und Ausstellungsvorhaben einen wichtigen Zugang zum Verständnis einer staatssozialistischen Gesellschaft mit ihren spezifischen Wertvorstellungen, Repräsentationsformen und Praktiken. In diesem Sinne sind die Bestände der Sammlung gegenwärtig Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen, die die “Sprache der Objekte“ einer spezifischen materiellen Kultur im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen untersuchen.
Die Konzeption der neuen Dauerausstellung ist darauf ausgerichtet, die Objekte in ihren vielschichtigen Bedeutungszusammenhängen als Gebrauchs- und Repräsentationsgegenstände, ihre Biographien und die Prozesse der personellen Aneignung zu erfassen und auch darzustellen. Die relative Zeitnähe der DDR-Epoche ermöglicht, anders als in anderen medizinhistorischen Sammlungen, die Einbeziehung von Zeitzeug*innen. Die Ausstellungsmacher*innen wünschen sich expliziert, in einen Dialog mit den Betrachter*innen zu treten.
Die Ausstellung "Poliomyelitis" ist nach Absprache zu besichtigen.