Patienteninformationen

Hernien - Inguinalhernie (Leistenbruch)

Besonders häufig ist die Leistenhernie, bei dem sich Anteile des Darms durch die Bachwand nach außen stülpen. Operiert werden ca. 200 Patienten auf 100.000 Einwohner pro Jahr. Dabei sind in 9 von 10 Fällen die betroffenen Patienten Männer. Der Darm “sucht“ sich unter dem erhöhten Druck seinen Weg durch die Bauchwand. Dabei unterscheidet man direkte Hernien, die sich ohne Umweg durch die Bauchwand stülpen, und indirekte Hernien, deren Bruchkanal anatomisch gegebenen Öffnungen (Leistenkanal) in der Bauchwand folgt. Durch den Leistenkanal ziehen beim Mann der Samenstrang und die Blutgefäße zum Hoden, bei der Frau das Rundband zur Gebärmutter. Indirekte Hernien treten zu zwei Drittel und direkte Hernien zu einem Drittel aller Leistenhernien auf.

 

Was merken Patienten bei einem Leistenbruch?

  • Vorwölbung in der Leistengegend
  • Druckgefühl oder leichte ziehende Schmerzen in der Leistengegend, besonders bei körperlicher Anstrengung, Husten, Niesen oder Pressen 
  • auslösende Faktoren können auch Übergewicht oder Schwangerschaft sein 
  • Schmerz kann bis in den Hoden ausstrahlen
  • Beschwerden und Größe des Bruches nehmen im Verlauf zu

 

Wenn solche Beschwerden auftreten, sollte der Hausarzt aufgesucht werden. Besteht der Leistenbruch länger kann sich der Bruchinhalt bis in den Hodensack (Skrotum) vorwölben. Man spricht dann von einer Skrotalhernie.

 

Was muss untersucht werden, wenn der Verdacht auf einen Leistenbruch vorliegt?

  • körperliche Untersuchung
  • ggfs. eine Ultraschalluntersuchung
  • Eventuell Dickdarmuntersuchung nötig (Spiegelung, Röntgen)

 

Durch eine körperliche Untersuchung mit Ertastung (Palpation) durch einen Arzt kann in den meisten Fällen ein Leistenbruch erkannt werden. Schwierig dabei sind kleine bzw. beginnende Leistenbrüche zu diagnostizieren. Unter Umständen wird eine Ultraschalluntersuchung zur Klärung notwendig sein. In ganz wenigen Fällen sollte eine Dickdarmuntersuchung, z.B. Spiegelung, durchgeführt werden, um eine Dickdarmerkrankung als Ursache für den Leistenbruch auszuschließen.

 

Wann muss operiert werden?

Jeder Leistenbruch ist eine Indikation zur Operation, denn bei jedem Leistenbruch besteht prinzipiell die Gefahr einer Darmeinklemmung (Inkarzeration), dies kann eine irreversible Schädigung des Darmes und einen Darmverschluss (Ileus) zur Folge haben. Es ist daher ratsam den Leistenbruch elektiv, d.h. geplant zu einem beschwerdearmen Zeitpunkt zu operieren. Im Falle der Inkarzeration wäre eine Notfalloperation notwendig, sonst droht eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung.

 

Ein Bruchband wird heute als Behandlungsmethode nicht mehr empfohlen. Es kann die Ursache des Leistenbruches nicht beheben und schädigt zudem durch den Druck von außen das Gewebe.

 

Wie sollte operiert werden?

Als Prinzip der Operation gilt die Darstellung der Bruchhüllen, des Bruchsackes und der Bruchpforte. Anschließend erfolgt die Versorgung des Bruchinhaltes, der Darm wird dabei wieder in die Bauchhöhle zurückverlagert (d.h. reponiert). Nach Beseitigung des Bruchsackes wird die Bruchlücke verschlossen.

 

 

Es bestehen grundsätzlich zwei unterschiedliche Methoden, eine Leistenbruchoperation durchzuführen:

  1. Als offene herkömmliche Methode
  2. Methoden dieser Art gibt es schon längere Zeit. Dabei wird über einen Hautschnitt im Bereich des Leistenbruchs die Bruchlücke in der Bauchwand durch spezielle Nähte bzw. Nahttechniken verschlossen. Dadurch wird die Bauchwand an der Stelle des Leistenbruchs verstärkt, damit dort kein neuer Leistenbruch entstehen kann (sog. Shouldice-Operation). Insbesondere bei älteren Patienten oder Patienten mit hoher körperlicher Belastung hat sich das Einbringen eines körperverträglichen Kunststoffnetzes, welches zu einer Art „Narbenplatte“ mit der Bauchwand verwächst, bewährt (sog. Lichtenstein-Operation). Diese Operation ist sowohl in Vollnarkose, Rückenmarksnarkose oder in Lokalanästhesie möglich.

  3. Als Bauchspiegelung (minimal invasive Technik, Knopflochchirurgie)
    Bei diesen neuen Methoden sind nur 3 kleine Bauchschnitte (5-10mm) nötig. Der Leistenbruch wird mit Hilfe einer Videokamera, welche über den Bauchnabel eingeführt wird, von innen, also vom Bauchraum her, verschlossen. Der Verschluss der Bruchlücke erfolgt immer durch ein Kunststoffnetz (sog. TAPP-Operation). Vorteile dieser Methode ist die raschere Belastbarkeit und geringere Schmerzen. Diese Operationen ist ausnahmslos in Vollnarkose durchzuführen.

    Bei so genannten "Rezidivhernien" (neuerlicher Bruch - oft Jahre nach der ersten Operation) ist heute die endoskopische Hernienoperation die Methode der Wahl.

 

Welche Methode in Frage kommt, wird der operierende Chirurg mit Ihnen ausführlich besprechen.

 

 

Was kann bei der Operation passieren?

  • in weniger als 3% kann es zu einem Wiederauftreten (Rezidiv) des Leistenbruches kommen 
  • in weniger als 1% kann es zu einer Durchblutungsstörung des Hodens kommen
  • in weniger als 1% kann der Samenleiter selbst geschädigt werden
  • in seltenen Fällen Unverträglichkeit des Netzes
  • in seltenen Fällen Infektion des Netzes

Was muss nach der Operation beachtet werden?

  1. Offene herkömmliche Methode:
    Vermeidung schweren Hebens und körperlicher Anstrengung für 3 Monate zur Verhinderung eines Wiederauftretens des Leistenbruchs
  2. Bauchspiegelung:
    körperliche Schonung nur für wenige Tage notwendig, dann zügige Steigerung der Belastung möglich

 

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