Obwohl wissenschaftliche Evidenz die Bedeutung der Prävention von Krankheiten für die Steigerung der Lebenserwartung und -qualität ganzer Bevölkerungen zeigt, ist die entsprechende Forschung in Deutschland ungenügend entwickelt.
Interventionen zur Förderung von gesundheitlich sinnvollem Verhalten in der Bevölkerung stellen, neben gesetzlichen Maßnahmen, einen wichtigen Präventionsbaustein dar.
Dank umfangreicher Forschung gibt es umfassendes Wissen um die Bedeutung verhaltensbezogener Risikofaktoren, u.a. Tabakrauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht und Bewegungsmangel. Es fehlen jedoch entsprechende Interventionen zur Verhaltensänderung in der Bevölkerung, die geeignet sind, zur Erhöhung von Lebenserwartung und -qualität in der Bevölkerung beizutragen.
Ziel des EARLINT-Verbunds ist es deshalb, die Forschung zu bevölkerungsbezogenen Frühinterventionen voranzutreiben. Frühinterventionen dienen dazu, Menschen nachhaltig zu gesundheitsförderlichem Verhalten zu motivieren.
Der EARLINT-Verbund arbeitet nach den Grundsätzen des Public-Health Impact (u. a. Glasgow 1999). Dem entsprechend müssen die zu entwickelnden Interventionen vier Ziele verfolgen:
Um Public-Health Impact zu erzielen, müssen die Maßnahmen zusätzlich sozialen Impact aufweisen. Dies bedeutet, besonders Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status zu erreichen, zur Teilnahme an Interventionen zu motivieren und bei ihnen die Wirksamkeit von Maßnahmen nachzuweisen. Hintergrund ist, dass vielfach Interventionen, die als Präventionsmaßnahmen gedacht sind, im wesentlichen Bevölkerungsteile erreichen, die möglicherweise auch ohne oder mit geringer Unterstützung ihre Gesundheit optimieren können.
Der EARLINT-Verbund folgt dem Grundsatz eines sorgfältig und langfristig angelegten Prozesses der Entwicklung von Interventionen. Es werden zunächst Pilotstudien zur Erreichung von Bevölkerungen, z. B. über Settings wie Arztpraxen oder Job-Center, und Pilotstudien zur Testung von Interventionen durchgeführt. Es folgt anschließend jeweils die Optimierung eines Interventionsansatzes, bis schließlich randomisierte Kontrollgruppenstudien zur Prüfung der Wirksamkeit realisiert werden. Im nächstes Schritt erfolgen Implementierungsstudien. Sie haben zum Ziel, die routinehafte Durchführung der Interventionen in der Bevölkerung zu verbessern.
Basis für die Entwicklung von Interventionen bilden Theorien, die sich international für Praxisfelder der Prävention verbreiteter Krankheiten bewährt haben, u. a. das Transtheoretische Modell intentionaler Verhaltensänderung (Prochaska & Velicer 1997). Dies ist ein Konzept zur Erklärung und Beeinflussung von Verhaltensänderungen, welches es ermöglicht, weite Teile der Bevölkerung in Interventionen einzubeziehen. Neben denjenigen, die bereits Vorbereitungen zu einer Verhaltensänderung treffen oder Versuche dazu unternehmen, werden auch diejenigen adressiert, die keine Änderung ihres Verhaltens wünschen oder noch unentschlossen sind.
Der EARLINT-Verbund besteht seit dem Jahr 2000. Seither wurden mehr als 30 drittmittelgeförderte Projekte durchgeführt. EARLINT finanziert sich ausschließlich aus öffentlichen Mitteln.
Liste der Publikationen aus EARLINT, Stand Februar 2024