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UMG
live
4|2013
humangenetik
Molekulare Zusammenhänge erfassen
Die Forschung spielt im Institut für Humangenetik eine zentrale Rolle. Prof. Andreas Kuß gibt uns
einen Einblick in seinen Forschungsschwerpunkt der molekularen Humangenetik.
I
m Zentrum der Forschungsak-
tivitäten der AG Molekulare
Humangenetik steht die Un-
tersuchung erblich beding-
ter kognitiver Störungen.
Diese manifestieren sich
bei den Betroffenen durch
eine bereits im Kindesalter be-
obachtbare, deutlich geminderte Intel-
ligenz (Intelligenz Quotient <70) und oft
signifikante Einschränkungen in der Inter-
aktion mit der Umwelt. „Hier engagieren
wir uns besonders bei der Identifizierung
und Charakterisierung der ursächlichen
Gendefekte. Für die Mutationssuche ver-
wenden wir modernste Verfahren der
Hochdurchsatzsequenzierung mit ver-
schiedenen Plattformen“, so Prof. Kuß.
Neben der Suche nach Mutationen, wel-
che ursächlich für kognitive Störungen
sein können, steht gleichbedeutend die
funktionelle Untersuchung von Genen,
in denen solche Sequenzveränderungen
gefunden wurden. Dies geschieht unter
Einsatz verschiedener molekularbiologi-
scher und/oder biochemischer sowie zell-
biologischer Methoden. Solche Studien
die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten
in gehirntypisch differenzierten Zellen zu
untersuchen.
Darüber hinaus steht die Arbeitsgruppe
mit den Hochdurchsatz-Sequenziergerä-
ten vor allem auch für Kooperationspro-
jekte innerhalb der Universitätsmedizin
zur Verfügung. So beteiligen sich Prof. Kuß
und seine Mitarbeiter an unterschiedlich
gelagerten Forschungsprojekten von ver-
schiedenen Arbeitsgruppen, derzeit z. B.
aus dem Institut für Anatomie und Zell-
biologie, der Klinik für Hämatologie und
Onkologie oder dem Institut für Immuno-
logie und Transfusionsmedizin.
Begriffserläuterung:
• Hochdurchsatzsequenzierung
ist ein
Sammelbegriff für neue Sequenzier-
technologien zur gleichzeitigen
Sequenzierung des gesamten Genoms
bzw. großer Teile davon.
• Fibroblasten
sind im Bindegewebe
vorkommende bewegliche Zellen.
• Pluripotente Stammzellen
können sich
zu jedem Zelltyp eines Organismus
differenzieren.
werden teilweise auch im Rahmen natio-
naler und internationaler Kooperationen
durchgeführt. Das besondere Augenmerk
der Forscher gilt dabei der Aufklärung von
molekularen Zusammenhängen, welche
durch in diesen Genen liegende Mutatio-
nen gestört werden. Hierfür wird derzeit
insbesondere die Möglichkeit genutzt,
Fibroblasten aus der Haut von Patienten
in induzierbare pluripotente Stammzellen
zu reprogrammieren. Diese können nach-
folgend in Nervenzellen differenziert wer-
den. Dadurch wird es möglich, die Auswir-
kungen von Mutationen mit Einfluss auf
Modell eines
DNS-Moleküls
Team um Prof. Kuß vor dem Hochdurchsatz-Sequenziergerät, mit dem die Arbeitsgruppe zahlreiche
Forschungsfragestellungen bearbeitet.
Klassische Sequenziermethode (oben)
Studentische Ausbildung im Labor (unten)
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